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Das ungewöhnlichste
Projekt des Jahres
Gast-Beitrag von Stephan Stöckel


Wer hätte das gedacht: Das wohl ungewöhnlichste Musikprojekt dieses Jahres, es kommt von einer kleinen, aber feinen Band aus Düsseldorf. Ihr Name: "Subterfuge". Die vier Jungs, gern gesehene Gäste im Kronacher Jugend- und Kulturzentrum "Struwwelpeter", haben es anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens doch glatt geschafft, die halbe deutsche Indiemusikszene zu versammeln - von skurrilen Typen wie "Hack Mack Johnson" bis hin zu Megabands wie "Liquido" -, die den Songs ihres ersten Albums "Fabulous" aus dem Jahre 1993 ein neues Soundkleid verpassen. Ein modernes Musikmärchen - es wurde war.

Und wie jedes Märchen, beginnt auch dieses mit der altvertrauten Weisheit: Es war einmal... In diesem Fall - wie könnte es beim "Struwwelpeter" anders sein - waren es einmal vier junge Zappelphilippe, die wollten nicht still sitzen bleiben. Und so mussten die Gitarrenschrubber von der Wupper, wie die Jungs ob entfernter Bezüge zur Stadt Wuppertal damals fälschlicherweise genannt wurden, trotz ihrer fundierten Popausbildung im "Struwwelpeter" - nein nicht nur dort - herrlich melodiösen Krach machen. Punkpop nennt man so was. Das Resultat: Ihr erstes Album "Fabulous", mit vierzehn herrlich-flotten Songs, hinter deren rauer Schale sich ein weicher Kern verbarg.

"Subterfuge" spielten punkig-durchgeknallt und geradlinig rockig. Ihre Songs klangen zornig und aufwühlend, getragen von dem Gefühl jugendlichen Aufbegehrens und der Tugend jugendlicher Frische. Klaro, dass Punkchartbuster's Finest, Wolverine Reords, damals zu ihrer Heimstatt wurde. Doch "Subterfuge" waren anders als viele ihrer Labelkollegen. Durch ihre Songs zog oft ein Hauch von Melancholie und Wehmut und ihre Refrains hatten den melodiösen Faktor, den man für gewöhnlich im Pop findet. Die Gene, um zur famosen Popband zu mutieren, waren den Jungs aus der Altbier- und Tote-Hosen-Stadt in die Wiege gelegt. Aus Düsseldorf kommt eben nicht nur krachig-kratziger Punkrock, sondern auch edelster Gitarrenpop - wer ihr vergangenes Werk "I Do Birds" gehört hat, weiß einen Roman davon zu erzählen.

Nun hat sich eine illustre Musikantenschar daran gemacht, die Rohdiamanten ihres ersten Albums abzuschleifen und zum Funkeln zu bringen. Jeder Song wurde zweimal bearbeitet. In der Abfolge des Originals belassen, entstanden somit zwei Versionen der "Fabulous"-CD, auf der die Edelsteine aus dem Hause "Subterfuge" immer wieder anders, immer wieder neu funkeln. Liegen schon zwischen den Originalen und den Covers Welten, so sind auch viele der Coverversionen - trotz des selben Ausgangsmaterials - meilenweit von einander entfernt.

Die Punker von "Oiro" potenzieren die Punk-Power des Originals um ein Vielfaches, während "Paula" ein liebliches Synthiepopstück aus dem Original weben. Was auffällt, ist ein gewisser Grundtenor, der sich trotz mancher Unterschiede wie ein roter Faden durch viele der Songs zieht. Ob "Readymade", "Miles", "Slut" oder "Soul's Off Fire", ob Groove, Rock oder Pop - die Bands und Interpreten lassen die schöngeistige, melodiöse und melancholische Seite von "Subterfuge" in den höchsten Tönen aufleben, zeigen dass "Subterfuge" im Grunde genommen schon immer eine Popband waren.

Ja selbst eine Jazzversion ("Perch" von Phillipp van Endert), bei der man so richtig relaxen kann, hat seine Berechtigung im musikalischen Kosmos der Coverversionen. Ein berauschend schönes Konzeptalbum mit 24 leuchtenden Pop-, Rock-, Elektro- und Jazzperlen funkelt auf dem CD-Player, das sich mit Fug und Recht "fabulous - sagenhaft" nennen darf. Die CD ist bei Supermodern erschienen und in jedem gutsortierten Plattenladen erhältlich.

"Subterfuge: Fabulous"
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, November 2003
Was du wissen solltest, wenn du uns auch eine Gast-Kritik senden willst, erfährst du hier.

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