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Das Besondere des Unspektakulären


Seine eigene Diskografie reicht bis in die Zeit zurück, aus der auch viele der Songs stammen, die James Taylor nun für sein Album "Covers" auswählte. Die Rückbesinnung auf seine eigenen Wurzeln führt ihn zu Songs, mit denen der auf der Ferieninsel Martha's Vineyard aufgewachsene Taylor groß wurde, aber auch zu solchen Songs, die parallel zu seinen ersten Karriereerfolgen Anfang der 1970er Jahre veröffentlicht wurden.

Man kann nur erahnen, was diese Songs für Taylor, der in seiner Jugend mehr als einmal gestrauchelt war, bevor er in London seinen ersten Plattenvertrag erhielt, wirklich bedeuten. Aber er singt sie mit einer unprätentiösen Verve und bezwingendem Retro-Charme: "Why baby why" (George Jones), "Summertime Blues" (Eddie Cochrane), "Wichita Lineman" (Glen Campbell), "Not fade away" (Buddy Holly), Leonard Cohens "Suzanne" - selbst Elvis' "Hound dog" gelangt zu neuen Ehren.

An seinen Country-, Folk- und Bluegrass-Arrangements sind die Jahre spurlos vorüber gegangen, "Covers" klingt wie eine Szene aus Robert Altmans "Last Radio Show" - ein Gruß aus einer versunkenen Welt, in der gerade das Unspektakuläre das Besondere war.

Auch auf "Covers" ist das Unspektakuläre seiner Einspielung das Besondere. In nur einer Woche im Januar 2008, so liest man, habe James Taylor die Songs mit seiner "Band of Legends" eingespielt. Die anschließende Tournee durch die USA geriet, wie das Album selber, zum außerordentlichen Erfolg. "Covers" bescherte Taylor zudem zwei neuerliche Grammy-Nominierungen - fünfmal erhielt er diesen Preis bereits.

In Europa wird das Album nun mit zeitlicher Verzögerung, dafür jedoch mit drei zusätzlichen Songs veröffentlicht. Darunter findet sich auch, wohl als größte Überraschung, ein Tom Waits-Song: "Shiver me timbers". "Leaving my family, leaving my friends, my body's at home but my heart's in the wind where the clouds are like headlines on a new front page sky ...", heißt es darin, und es ist, als ob damit auch ein wenig das Lebensgefühl Taylors und die treibende Kraft, die ihn auch nach vierzig Karrierejahren noch zu solchen Höchstleistungen beflügeln, beschrieben würden.

 

© Michael Frost, 11.01.2009


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