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Stille Wasser


Der Pressetext möchte Emiliana Torrini in eine Reihe stellen mit "Duffy, Adele, ..., Amy", doch das, so sei hier vermerkt, ist Unsinn. Emiliana Torrini ist eine eigene Klasse, die man bitte nicht in eine Modewelle einsortieren möge. Denn soviel ist klar: Während die Duffys und Adeles dieser Musikwelt ihre Halbwertzeit erst noch beweisen müssen, steht völlig außer Frage, dass Emiliana Torrini längst eine etablierte Künstlerin mit unverwechselbarem Profil ist.

Seit ihrem Triphop-inspirierten Debüt "Love in the time of science" (2000) und dem glänzenden Akustik-Album "Fisherman's Woman (2005) gehört die Isländerin (die den Namen ihrem aus Italien stammenden Vater verdankt) zu den interessantesten Namen der europäischen Singer/Songwriter-Szene.

Die langen Zeitabstände zwischen ihren Veröffentlichungen sprechen für ihre Detailversessenheit. Emiliana Torrini ist keine musikalische Schwätzerin, die Massenware produziert. Bei ihr sitzt jeder Ton, jede Harmonie, jeder Instrumentenlauf, jeweils punktgenau, und das gilt für "Me and Armini" vielleicht sogar noch mehr als für ihre früheren Alben.

"Me and Armini" vereint die Folkballaden von "Fisherman's Woman" und die Pop-Ideen von "Love in the time of science" und zeigt dennoch wiederum eine neue Seite der Sängerin. Atmosphärischer Indiefolk, leiser Reggae, lauter Akustikrock, ein Hauch von Triphop, aber auch strahlend helle Sommerballaden, allesamt sparsam instrumentiert.

Spektakuläre Elemente, aufwändige Arrangements benötigen sie und ihr langjähriger Weggefährte Dan Carey dabei nicht, sie können sich ganz auf die Wirkung von Melodie und Gesang verlassen.

Nur die helle, jugendlich und immer etwas verträumt wirkende Stimme Emiliana Torrinis, die schnörkellose Reduktion ihres Timbres und ihr charmanter Akzent (den sie mit Björk teilt) halten an dieser Stelle davon ab, den Gesamteindruck von "Me and Armini" als Blues zu beschreiben, und doch:

Die Melancholie ist da, die Leidenschaft ebenfalls - unter der Oberfläche des sprichtwörtlichen stillen Wassers offenbart sich bei genauem Hinhören ungeahnte Tiefe - die andere Rezensenten wiederum dazu verführte, sie in die Nähe von Portishead und Beth Gibbons zu rücken - doch wir wollen den Fehler von oben an dieser Stelle nicht wiederholen und bleiben dabei: Diese Sängerin ist eine Klasse für sich, alle Versuche sie zu vergleichen, entpuppen sich als hilf- und haltlos.

Halten wir also einfach fest : "Me and Armini" ist eine der schönsten CD-Veröffentlichungen des Jahres.

© Michael Frost, 05.09.2008

Videolink: "Big jumps" / Quelle: youtube
 

 


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