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"Ohren und Ideen"


"In die akustische Stille ist Lärm eingebrochen: Die E-Gitarren röhren, die Keyboards wummern, der Bass dröhnt." So beschrieben wir das vorige Album von Turin Brakes, einer der interessantesten Newcomerbands der letzten Jahre. Gemeinsam mit mit den Kings of Convenience prägten sie das Etikett des "New Acoustic Movement", doch von Etiketten allein kann man bekanntlich nicht dauerhaft leben.

Das wissen auch Olly Knights und Gale Paridjanian, und deshalb rückten sie schon auf "Ether song" einen Schritt weiter, erhöhten Tempo und Lautstärke, variierten zwischen leisem Songwriterpop und melodiösem Folkrock. In diese Richtung geht auch das neue Album des Londoner Duos "JackInABox". Unterstützung holten sich Turin Brakes von einem der umtriebigsten Macher der aktuellen Szene: Mark 'Spike' Stent, der sowohl mit Björk (u.a. "Selmasongs) als auch Oasis arbeitete. Stent mischte die zwölf Albumtracks ab.

Das Ergebnis seiner Vorgehensweise ist ebenso schlicht wie perfekt: Im Mittelpunkt stehen die Gesangspartien, mal als einschmeichelnde Chorsätze im 60er-Jahre-Retrostyle, mal introspektiv und zerbrechlich, dann wiederum drängend, optimistisch und überdreht. Die Arrangements, obgleich nicht unbedingt sparsam inszeniert, bleiben durchlässig, luftig und in ihren Details stets erkennbar.

Kurz und gut: "JackInABox" ist ein sehr ausgereiftes Album, dem eine klare Vision zugrunde liegt, ein Album, das einfach und spontan klingt, "herrlich direkt und und ohne große Effekte" (Pressetext). Auf Effekthascherei sind Knights und Paridjanian tatsächlich auch nicht angewiesen, ihre Songs funktionieren auf ganz natürlichem Wege, ganz so, als hätten sie sich von selbst ergeben. "Alles, was du brauchst", sagt Knights, "sind Ohren und Ideen. Der Rest ist pure Ablenkung." Manchmal also ist alles ganz einfach. Man muss nur wissen, was man will.

© Michael Frost, 03.06.2005

 


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