Mit 
            seinem Duett-Album "One night only" hat Elton John sich 
            gerade in den Charts zurückgemeldet. Unter anderem fanden sich 
            Bryan Adams, Mary J.Blige, Anastacia, Billy Joel, Ronan Keating, und 
            Kiki Dee zum Tête-à-Tête mit dem Großmeister 
            der Diamanten besetzten Edelschnulze ein und intonierten mit ihm live 
            Evergreens wie "Your song", "Don't go breaking my heart" 
            und "I guess that's why they call it the blues". Soweit, 
            so vorhersehbar. Duette alter und neuer Stars sind spätestens 
            seit "Pavarotti & Friends" und Tom Jones' "Reload" 
            groß in Mode, feiern nicht ganz zufällig kurz vor Weihnachten 
            fröhliche Urstände, und tatsächlich ist ein Duett-Album, 
            allzumal im Falle Elton Johns die orginellere Alternative zum x-fachen 
            Aufguss einer sattsam bekannten "Best of"-Compilation.
          Aber 
            um dieses neue Album namens "One night only" geht es hier 
            gar nicht, sondern um eines, das schon neun Jahre alt ist und eines 
            der ersten und deshalb noch erfreulich ambitionierten "Tribute"-Alben 
            war, die es mittlerweile zu Hauf und im Überfluss zu allen möglichen 
            und unmöglichen Musikern und Bands gibt. 
          Viele 
            Musiker steuerten zu diesem Tribut Lieder bei, die für sie nach 
            eigenem Bekunden eine besondere Bedeutung hatten oder haben. "Two 
            Rooms - Celebrating the songs of Elton John & Bernie Taupin" 
            versammelt einige der interessantesten Elton John-Titel und fördert 
            überraschende Hör-Erlebnisse hervor:
          Zunächst 
            einmal kann festgehalten werden, dass nicht Voraussetzung ist, Elton 
            John zu mögen, um "Two rooms" zu mögen. Beim Hören 
            werden Sie feststellen, was für ein Riesenunterschied es ist, 
            "Come down in time" von Elton John selbst oder aber im Falle 
            der "Two room"-Aufnahme von Sting gesungen zu hören. 
            Und nun wird es respektlos: 
          Darf 
            man es wagen zu sagen, dass Sting es einfach besser kann ? Dass seine 
            Stimme den Blues in das Lied legt, der Elton John vor lauter Pathos 
            immer fehlte ? 
            Darf man es wagen zu sagen, dass Sinéad O'Connor, die mit ihrer 
            ergreifenden Version von "Sacrifice" jeden Sakralrock-Anhänger, 
            ja, selbst den von ihr lang verschmähten Papst zu höchsten 
            Verzückungen locken würde, hier eine Aufnahme der absoluten 
            Extraklasse gelang, die das Original - bei allem Respekt - um Längen 
            schlägt ? 
            Und darf man schließlich wagen zu fragen, warum Elton John und 
            Bernie Taupin ihren "Rocket man" nicht gleich nach der Komposition 
            von Kate Bush adoptieren ließen, die es in ihrer einzigartigen 
            Art zu einer schottisch-irischen Rock-Ballade umfunktionierte, als 
            sei das Lied einzig zu diesem Zweck geschrieben worden ?
          Nein, 
            genug der Missachtung des genialen Gespanns Elton John / Bernie Taupin. 
            Aber was an "Two rooms" wahrlich und wirklich überzeugt, 
            ist das sichere Gespür der Künstler im Umgang mit der Vorlage. 
            "Two rooms" ist dort am besten, wo es den Musikern gelang, 
            sich die Lieder praktisch "einzuverleiben", sie sich wirklich 
            zu eigen zu machen, so dass sie schließlich wirklich wie "Eigen"-Produktionen 
            klingen. Das gelang neben den bereits Genannten natürlich u.a. 
            auch Bruce Hornsby mit einer ungemein jazzigen Version von "Madman 
            across the water" - bishin zu den Beach Boys mit "Crocodile 
            Rock" - sie könnten selbst Floridas schlecht gestanzte Wahlzettel 
            vorsingen und auf CD aufnehmen, und es würden immer noch nach 
            Beach Boys und nicht nach Wahlschlamperei klingen. 
          Andere 
            charakteristische Stimmen wie Rod Stewart ("Your song"), 
            Tina Turner (herrlich: "The bitch is back") und Joe Cocker 
            ("Sorry seems to be the hardest word") steuerten ähnlich 
            engagierte Aufnahmen bei, so dass sich dem Hörer eine Auswahl 
            der besten Titel aus dem riesigen Repertoire von Elton John eröffnet, 
            das in dieser Vielschichtigkeit völlig unerwartet ist. 
          Wenn 
            Sie also zu Weihnachten noch dringend eine CD von Elton John verschenken 
            möchten, auf der Elton John einmal nicht zu hören 
            ist, dann nehmen Sie doch einfach diese.
          MF 
            / 9. Dezember 2000