Fanfare, 
          Tusch - und ab die Post. Árbol machen den Auftakt zu einer Compilation 
          der Extraklasse. Die argentinische Band, deren Album "Chapusongs" 
          demnächst auch in Deutschland veröffentlicht wird, begeistert 
          mit einer feurigen Mischung aus Latin, Punk, Ska und Rock - ebenso wie 
          die vielen anderen südamerikanischen Acts, die das Hannoveraner 
          Label "Übersee Records" unter seine engagierten Fittiche 
          nahm. Etwa Karamelo Santo und Panteon Rococo, die sich auf ausgedehnten 
          Europatourneen auch diesseits des Atlantiks einen Namen machten. 
          Nicht, 
            dass sie den Erfolg hierzulande nötig hätten: In ihren Heimatländern 
            sind die meisten Bands Megastars, zu deren Konzerte mehrere Tausend 
            Fans pilgern und deren Alben bereits mit Gold und Platin ausgezeichnet 
            wurden, so etwa Los Auténticos Decadentes und Attaque 77 aus 
            Argentinien.
          In 
            dieser Liga spielen auch Desorden Público aus Venezuela, die 
            als Erfinder des Latin Ska gelten und bereits seit achtzehn Jahren 
            zusammen spielen. Was auch sie damals wohl nicht ahnen konnten ist, 
            dass sie damit den Grundstein für ein eigenständiges Genre 
            legen würden, von dem später auch europäische Musiker 
            wie Mano Negra mit ihrem Frontmann Manu Chao profitierten. 
          Das 
            Verdienst von Übersee Records, nunmehr auch die "Originale" 
            auf dem deutschen Plattenmarkt einzuführen, kann angesichts der 
            überschäumenden Energie und hochklassigen Qualität 
            der einundzwanzig Titel auf "Echte Übersee Records Vol. 
            2" gar nicht hoch genug bewertet werden. 
          Untrennbar 
            mit der Musik geht vielfach auch die politische Haltung einher: Armut, 
            Unterdrückung und Entrechtung sind Themen, die sich wie ein roter 
            Faden durch die Musik dieser Bands von Uruguay (Abuela Coca) bis Mexiko 
            (Pantéon Rococo) ziehen. Letztere eröffneten ihr großartiges 
            Album "Compañeros Musciales" mit dem Ausspruch eines 
            Anführers der Zapatisten: "La música es una flor, 
            la música es una expresíon, la música es alimento" 
            - (Die Musik ist eine Blume, Musik ist Ausdruck, Musik ist Lebensmittel). 
            Von dieser Haltung, die Musik zum Grundbedarf menschlicher Existenz 
            erklärt, kann auch der europäische Musikmarkt nur profitieren. 
            
          © 
            Michael Frost, 13.08.2004
          Bandliste: 
            
            Árbol, Karamelo 
            Santo, Pantéon Rococo, 
            Desorden Público, Abuela Coca, 
            Los Auténticos Decadentes, Attaque 77, Sommerset, Skadaddyz, 
            Andando descalzo, Kapanga, Las Plantas de Shiva, R.E.Y. Kanibal, Actitud 
            María Marta, Fausto & Banda Cuenco, Almalafa