Suchen nach:
In Partnerschaft mit Amazon.de

Erfindergeist


"Team up!" heißt das Album, was programmatisch klingt und wohl auch so gemeint ist. Der aus Nancy im französischen Lothringen stammende Thierry Bellia hatte sein erstes Album "Providence" noch im Alleingang verantwortet, doch diesmal scharte er eine illustre Unterstützerschar um sich, allen voran zwei Mitglieder der Band "Orwell", die Bellias digitale Spielereien instrumental unterstützen.

Darüber hinaus benötigt Bellias "Variety Lab" Gäste ganz unterschiedlicher Herkunft, denn sein Sound ist ein schrill-buntes Kaleidoskop aus Folk, Bonbonpop, Electronica und Retrosound. Gleich zum Einstieg präsentiert er keinen Geringeren als Folk-Ikone Donovan ("The universal soldier"), und im weiteren Verlauf sind David Bartholomé (er ist der Sänger der belgischen Band Sharko), Kidsaredead, Lily Frost, Lisa Kekaula und Mona Soyoc zu hören. Selbst für die Covergestaltung wurden Gäste gesucht - und in Person des Comic-Gespanns Dupuy & Barberian (die beiden sind Autoren der in Frankreich ungemein erfolgreichen "Monsieur Jean"-Comicserie).

Videolink: Variety Lab / youtube
 

Man fühlt sich ungemein wohl in diesem Ambiente aus Klang, Bild und Sprache, in dem eigentlich kein Song zum nächsten passt: "Is this the last time?" beginnt mit leichtem Bossa-Feeling à la Seu Jorge, "Money (that's all I want)" steigt mit simplem Casio-Digitalsound ein und entwickelt sich dann mit Mona Soyocs Stimme zu einem Rita Mitsouko-Pendant, während "We should be dancing" offenbar als direkte Antwort auf die schrillen Scissor Sisters ("I don't like dancing") zu verstehen ist.

"Soda Pop Confusion" mit einem fröhlichen Funk-Groove lädt zum Mittanzen ein, während Lily Frost direkt im Anschluss mit zart gehauchter Stimme, Mellotron, Optigan-Orgel und Ukulele charmante Retro-Atmosphäre unterbreitet. Am Ende wird das "Team" durch Yael Naïm komplettiert. Der Shootingstar des vergangenen Jahres interpretiert die berührend fragile Ballade "Love is a bird" als Roaring-20s-Schieber, wie er auch einer Beth Gibbons gefallen würde.

Musik aus dem "Lab", das klingt zunächst nach Konserve, manipuliert und geschönt - doch hier war ein wirklicher Erfindergeist am Werk, und zudem einer, der sich in seinem Laboratorium offenbar nicht länger verschanzen will - sondern seinen Erfindungsreichtum teilen möchte. Wir nehmen die Einladung an!

© Michael Frost, 26.04.2009


[Archiv] [Up]