Da 
          ist sie wieder: Die überbordende Freude an der Musik, an Rhythmen 
          und Klängen, akustischen Instrumenten, geradezu psychedelischen 
          Sessions, in denen sich die Musiker in einen treibenden Rhythmus, eine 
          scheinbar improvisierte Melodienfolge verlieben, die einmal gefundene 
          Harmonie auskosten, bis die Stimmung förmlich zu bersten beginnt. 
          Solch 
            ein Album war "Fisherman's Blues", das Meisterwerk der "Waterboys" 
            von 1988. Insgesamt zweieinhalb Jahre hatte die Band immer wieder 
            daran gearbeitet: Zusammen genommen 303 ganze Tage in dreizehn Studios 
            in vier Ländern habe man benötigt, 41 Musiker, und schließlich 
            seien 374 Rollen Band aufgenommen gewesen - doch nur zwölf Titel 
            fanden den Weg auf das Album, darunter das hypnotische von Fiedeln 
            und Mandolinen beseelte 7-Minuten-Stück "We will not be 
            lovers". 
          Band-Leader 
            Mike Scott hat sich in den letzten Jahren noch einmal tief in sein 
            "Fisherman's Blues"-Archiv eingegraben, auf der Suche nach 
            verwertbarem Material. Die veröffentlichten Titel hätten 
            immer nur einen Teil der Sessions wiedergegeben, so Scott, der größte 
            Teil der Musik der Waterboys sei bislang nie veröffentlicht worden.
          Also 
            machte er sich daran, die alten Bänder zu sichten, angefangene 
            Aufnahmen zu ergänzen, neu zu arrangieren, mit weiteren Instrumenten 
            zu unterlegen und Textpassagen neu zu singen. Das Ergebnis, eigentlich 
            "Fisherman's Blues Teil 2", ist jetzt unter dem Titel "Too 
            close to heaven" erschienen, umfasst weitere zehn Titel aus der 
            Zeit der Fisherman's Sessions und knüpft entsprechend nahtlos 
            an diesen wohl erfolgreichsten Teil der Geschichte der Waterboys an. 
            
          Die 
            schottisch-irische Folkrock-Band hat in den vergangen Jahren viele 
            bemerkenswerte Alben veröffentlicht, darunter auch den einen 
            oder anderen Chart-Hit ("The whole of the moon"). "Too 
            close to heaven" ist, wie auch Fisherman's Blues, eine grandiose 
            Sammlung von Stücken in der Tradition des so genannten "Celtic 
            Rock", weniger aggressiv und subversiv als die vom Punk inspirierten 
            Pogues, aber genau so voller Lebendigkeit, Spontaneität, positiver 
            Energie und Leidenschaft. 
          Sie 
            ist wieder da: die furiose Mixtur aus Fiedel (Steve Wickham), Mandoline 
            und Saxophon (beides Anthony Thistlethwaite), Uillean Pipes (Vinnie 
            Kilduff) und der Stimme Mike Scotts - schon im ersten Stück der 
            Platte, der Gospel-Adaption "On my way to heaven" springt 
            der Funken über, ebenso mitreißend wie auch die irische 
            Blues-Variante der Waterboys im Titelsong "Too close to heaven" 
            und "Custer's Blues". 
          Es 
            wäre wirklich eine Vergeudung hörenswerter Ideen gewesen, 
            all die Tapes der "Fisherman"-Sessions im Schrank zu lassen. 
            Immerhin zehn weitere Titel sind jetzt also veröffentlicht worden. 
            Wenn es stimmt, dass während der 2 1/2-jährigen Arbeit insgesamt 
            159 Titel enstanden, dann besteht also wohl durchaus Hoffnung auf 
            weitere Dokumente dieser vor Kreativität überschäumenden 
            Periode von Mike Scott und seinen Waterboys.