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Groove-Garantie


Obwohl der Titel- und Eröffnungssong zu "ReCreation" noch offen lässt, wohin das Album führen wird, dauert es nur kurz, bis man in seinen Bann geraten ist. Denn die ätherisch stilisierte Gesangsstimme wird von einem unruhig wummernden Bass unterlegt, der wie in Wartestellung klingt.

Doch Zap Mama, die elegant-mondäne Zeremonienmeisterin ihrer eigenen Songs, lässt sich Zeit. Man ahnt das explosive Potential, doch sie offenbart es nur Stück um Stück. Lieber spielt sie zunächst mit verfremdeten Afro-Chant ("Vibrations"), Human Beatboxing und A capella-Funk ("Singing sisters"). Doch dann gibt es kein Halten mehr: Spätestens mit "Hello to Mama" offenbart sich die gewaltige Kraft dieser Musik: Die Hitze von "ReCreation" nimmt den Sommer vorweg.

Videolink: Zap Mama "Hello to Mama" / youtube
 

Marie Daulne alias Zap Mama ist eine Legende, seit sie vor 15 Jahren ihr erstes Album veröffentlichte - damals auf "Luaka Bop", dem ambitionierten Latin-Label von Talking Heads-Mastermind David Byrne. Seither hat sich die Musikerin, die im Kongo geboren wurde, aber in Belgien zuhause ist, erstaunlich weiter entwickelt. "ReCreation" ist ihr Manifest einer die Welt umspannenden Musik, die ihre Wurzeln sowohl in Zentralafrika als auch in der Karibik, in Brasilien, Westeuropa oder Nordamerika hat.

Überzeugend wie kaum eine andere bringt sie Salsa, R&B, Samba, Funk, Soul, Pop, Hiphop und Afrobeat zueinander. So gerät sie mal in die Nähe des Hiphop einer Lauryn Hill, mal wähnt man Arto Lindsays Samba-Drums, dann wieder röhrt sie wie Neneh Cherry, gibt sich funky wie eine Schwester von Prince, charismatisch wie eine Tochter von Miriam Makeba, dann wieder erlebt man sie mit der lasziv-mondänen Eleganz einer Grace Jones mit Duettpartner Vincent Cassel.

Mit dem markanten Schauspieler war sie zur Aufnahme eines Songs nach Rio de Janeiro gereist. Erst in Brasilien, sagt sie, sei die Idee eines kompletten Albums entstanden: "Alles hat mich hier inspiriert, die Strände, die Musik, die Sprache." Der flirrend heißen Erotik in "Non, non, non" ist dieser Einfluss anzuhören, fast scheint es, als wollten Daulne & Cassel es mit dem legendären Duo Gainsbourg & Birkin aufnehmen.

Neben Cassel, mit dem sie außerdem eine Neuaufnahme des italienischen Schlagerklassikers "Parole Parole" wagt (hier einer französisch/spanischen Fassung), gehören auch Soul-Sänger Bilal und Hiphopper G. Love zur Entourage des Albums, außerdem sind auch die Zap Mama-Sängerinnen der ersten Stunde, Sylvie nawasadio und Sabine Kabongo mit von der Partie.

Ebenso opulent und verschwenderisch wie die Songideen und ihre Umsetzung ist auch die ganze Coverart zu "ReCreation", in der sich die Künstlerin ebenso perfekt in Szene zu setzen weiß wie in der Musik. Und die endet schließlich, wie sie begonnen hat: mit expressivem Afro-Chant, groovendem Rhythmus und mitreißender Energie.

© Michael Frost, 30.05.2009


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