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Exzellenter Ruf


Wenn es überhaupt jemals richtig war, die Musik von Beady Belle "zwischen Björk und Sade" ansiedeln zu wollen, wie es vor einigen Jahren eine norwegische Zeitung behauptete, dann ist die Entscheidung mit "Belvedere", dem vierten Album des inzwischen zum Trio erweiterten Duo gefallen - eindeutig zu Gunsten von Sade. Doch das ist nur die halbe Geschichte.

Beate Lech, Bassist Marius Reksjø und Band-Neuling Erik Holm (bislang war er nur 'Gast' im Aufnahmestudio), gehören seit ihrem Debütalbum von 2001 zum Feinsten, was die norwegische Jazzszene zu bieten hat, und so befindet sich Beady Belle in bester Gesellschaft zwischen Bugge Wesseltoft, Jan Garbarek, Rebekka Bakken und vielen anderen klangvollen Namen.

Wesseltoft stand bei der Gründung von Beady Belle übrigens Pate: Er hatte Beate Lech, die bis dahin Mitglied verschiedener Formationen war, gefragt, ob sie auf seinem gerade gegründeten Label "Jazzland Recordings" ein Solodebüt veröffentlichen wollte - der Beginn einer Zusammenarbeit, die bis heute andauert.

In Marius Reksjø fand sie schließlich einen kongenialen Partner für die Umsetzung ihrer musikalischen Ideen, für die sich beide seither stets viel Zeit ließen: "Home" erschien nach einem Entwicklungsprozess, der insgesamt eineinhalb Jahre dauerte - eine Arbeit, die sich auszahlen sollte. Denn damals entstand der unverwechselbare Klang von Beady Belle, der später auch "CEWBEAGAPPIC" und "Closer" prägte: Die Basis bilden zurückhaltende, elegante Jazz-Balladen, die sie mit rhythmischen Soul-, Funk- und Blues-Grooves aufladen. Das langsame, zurückgenommene Lounge-Tempo verlassen sie dabei nicht, aber der Rhythmus hält die Songs in ständiger Bewegung.

Zwischen "Closer" und "Belvedere" liegen nun sogar drei Jahre, nicht allein für die Entwicklung des Albums, denn Beate nahm sich zwischendurch 'Elternurlaub', doch nun kehren Beady Belle musikalisch gereift und personell verstärkt zurück.

Vorsichtige Elektroeinflüsse bestimmen den zeitgemäßen Charakter der Songs, andererseits sorgt auf "Belvedere" beispielsweise eine Harfe für Retro-Charme, so etwa in dem bezaubernden Jazzpop-Duett "Intermission music" mit Jamie Cullum, der schon seit Jahren bekennender Beady Belle-Fan ist.

Als weiterer Gast ist die amerikanische R&B-Röhre India.Arie zu hören, doch eigentlich sind die zusätzlichen Stimmen unnötig: Beate Lech ist eine großartige Sängerin mit einem warmen, hintergründigen Timbre, die sich in das Konzept ihrer Songs wunderbar einfügt, nie aufdringlich oder gar aufgesetzt klingt, sondern in vollendeter Harmonie in ihrer instrumentalen Umgebung aufzugehen scheint.

Durch diese Vorgehensweise wird der Hinweis auf Sade nachvollziehbar, und für die aktuelle Clubszene sollte Beady Belle die gleiche Rolle spielen, die Sade in den 80ern innehatte. So wie an ihr praktisch kein Weg vorbei führte, so werden auch Beady Belle ihren exzellenten Ruf mit "Belvedere" nochmals deutlich unterstreichen.

© Michael Frost, 02.05.2008

 

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