.

 

 

 

Suchen nach:
In Partnerschaft mit Amazon.de

Jenseits von Sigur Rós und Edvard Grieg


"Hello, my name is Peter Broderick and I like to play music." Derart schlicht präsentiert Peter Broderick sich auf seiner "myspace"-Seite im Internet und bildet damit einen gezielten Gegensatz zur überwältigenden Komplexität dessen, was er einfach als "Musik machen" versteht.

Peter Broderick ist ein Multiinstrumentalist. Er spielt Klavier, Gitarre, Banjo, Mandoline, singende Säge und "alles andere, was er in der Zeit so hatte finden können" (Pressetext). In seinem Kopf verwebt er diese Instrumente zu einem eigenen, eigenständigen wie eigenwilligen Klangkörper, für dessen Genre-Zuordnung noch kein passender Titel gefunden wurde. Auf seinen beiden 2008 veröffentlichten Alben präsentiert er sich noch als stiller Songwriter, doch seine aktuelle Produktion beginnt ungefähr dort, wo Sigur Rós aufhören. Er hat Gemeinsamkeiten mit Olafúr Arnalds, einem weiteren Isländer, der mit instrumentaler Klanggewalt (auf seinem Album "Eulogy for evolution" donnern Piano und E-Gitarre um die Wette) für Furore sorgte.

Peter Broderick selbst stammt aus der Nähe von Portland im US-Staat Oregon, doch seit 2007 lebt er in Kopenhagen. Dorthin lockte ihn "Efterklang", ein Quintett so ungewöhnlich wie er selbst, mit gänzlich eigenen Ideen über das Zusammenwirken von Gesang, Instrumenten und digital erzeugten Klängen. Mit ihren beiden Alben "Tripper" und "Parades" müssen die Dänen Peter Brodericks Vorstellung von zeitgemäßer Symphonik sehr nahe gekommen sein.

Inzwischen gehört er zum festen Stamm der Live-Besetzung von Efterklang. Gerade erst realisierten sie ein besonders ambitioniertes Projekt gemeinsam: Eine Live-Einspielung von "Parades" mit dem Nationalen Kammerorchester, die im Herbst ein weiteres Mal aufgeführt werden soll: dann in der Londoner Barbican Hall mit der "Britten Sinfonia".

Mit "Music for Falling From Trees" legt Peter Broderick parallel zu seiner Band-Verpflichtung ein Soloalbum vor, das er für das Tanztheater komponierte. Die Londoner Choreografin Adrienne Hart suchte Musik auf der Basis von Streichern und Klavier - und Peter Broderick schrieb sie in mal betörenden, mal verstörenden Klangfarben und einer Mischung aus intellektueller Abstraktion und emotionalen Klanglandschaften: Efterklang trifft Grieg. Wie ein ruhiger, geschmeidiger Fluss treiben die Klänge dahin, man kann sich manche Bewegung der Tänzer ohne weiteres vorstellen, ohne sie gesehen zu haben, dann und wann bäumt sich der Klang auf, verläuft in Stromschnellen, um anschließend wieder zur Ruhe zu finden.

 

Peter Broderick ist ein Magier, einer, dem es gelingt, der Hektik des modernen Lebens eine Musik entgegen zu setzen, die, jeder Geschwindigkeit beraubt, Augen und Ohren öffnet für die Schönheit und Reinheit eines Klangs. Die Zeit findet auf diesem Album noch noch statt, indem Broderick, eine Uhr imitierend, mit dem Fingernagel auf das Holz seiner Geige klopft. Es scheint für ihn fast typisch zu sein, komplexe Themen hinter unfassbar simplen Einfällen zu verbergen: "Hello, my name is Peter Broderick and I like to play music."

© Michael Frost, 30.08.2009

 

[Archiv] [Up]