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Der Geist
aus der Flasche


Drew Kennett ist 25 Jahre jung, er stammt von der Isle of Wight, und "Songs from the Devil's Chimney" ist sein erstes Album. Mit 18 sei er losgegangen, um sich eine Gitarre zu borgen, erzählte er: "Kaufte mir ein Akkordblatt und ein Beatles-Songbuch und übte. Bei meiner Mutter zu Hause lernte ich 'Here, There, and everywhere'." - Eine Geschichte, wie sie vermutlich Millionen anderer Jugendlicher auch erlebten, wenn auch bekanntlich nicht immer mit dem gleichen Ausgang.

Für jemanden mit seinem Talent ist der Beginn mit 18 eigentlich überraschend spät. Die Gitarre muss für Drew geradezu eine Offenbarung gewesen sein, seit seinen ersten Versuchen hat er sie vermutlich kaum noch aus der Hand legen können. Inspiriert von den Beatles, aber auch vom Britpop der 90er, der aktuellen Songwriter/Akustik-Welle, einer gehörigen Portion Soul und dem Rock der 70er fand Drew erstaunlich schnell zu ganz eigenständigen Ausdrucksformen. Seine Lieder schreibt er zum Teil in kürzester Zeit - sie scheinen aus ihm nur so herauszusprudeln - wie der sprichwörtliche Flaschengeist.

Die Inselherkunft mit ihrer relativen Isolation mag einen großen Anteil an der frischen Unbekümmertheit des Sounds von Drew haben. Er orientiert sich nicht an den gängigen Strömungen britischer Metropolen, geht erkennbar eigene Wege und ist dennoch alles andere als provinziell oder gar rückwärtsgewandt, wie einigen seiner Kollegen aus der Britpop-Ecke gelegentlich vorgeworfen wurde. "Es geht darum, die Musik der Sixties zu lieben und trotzdem modern zu klingen", lautet sein Credo, das er auf "Songs from the Devil's Chimney" tatsächlich einlösen kann.

Benannt ist das Album übrigens nach einer Felsschlucht auf der Isle of Wight, die er seit Kinderzeiten kennt, wie wohl auch seine Begleitmusiker, die alle ebenfalls von der Insel stammen und im Schnitt gerade 20 Jahre alt sind. Drew und seine Band suchen nicht nach den schnellen Effekten. Ihre Musik kommt nicht als krachig-polternder Rock daher, sondern überwiegend mit melancholischen, elegischen Zwischentönen, bei denen sich die Band durch Bläser und Streicher unterstützen lässt. Das Klavier spielt, anders als in der traditionelle Rockmusik, eine herausgehobene Rolle und unterstreicht gemeinsam mit Drews brüchig-rauer Stimme den Songwriter-Charakter der "Songs from the Devil's Chimney".

Vom schnellen Erfolg wurde die Band geradezu überrollt. Inzwischen spielten sie bereits auf dem renommierten Glastonbury-Festival, doch das größte Ereignis der noch jungen Drew-Geschichte ist vermutlich die Album-Aufnahme selber. Die nämlich fand im legendären Londoner Abbey Road-Studio statt. Drew: "Ich klimperte auf dem Piano, auf dem McCartney 'Lady Madonna' eingespielt hatte. Das hat mich sehr glücklich gemacht."

© Michael Frost, 01. Juli 2004

 

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