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Rebellisches Genie


Er war vielleicht das größte musikalische Genie des 20. Jahrhunderts. Gemeinsam mit Paul McCartney bildete er jedenfalls das erfolgreichste Songwriter-Duo aller Zeiten: John Lennon. Am 9. Oktober 1940 wurde er in Liverpool geboren. Im Alter von nur 40 Jahren wurde er auf der Straße vor New Yorker Gebäude, in dem er ein Appartment besaß, erschossen.

John Lennon war mehr als nur ein Pop-Star, mehr als nur der Star schlechthin. Er war nicht nur Komponist und Texter, sondern auch Schauspieler ("How I won the war", 1965), Schriftsteller ("In his own write", 1964), gemeinsam mit Ehefrau Yoko Ono ein Gesamtkunstwerk ("Two Virgins", das weltberühmte Nackt-Foto des Ehepaars) oder Polit-Aktivist ("Bed In for Peace" im Amsterdamer Hilton Hotel).

Alles begann ca. 1955. Die Mutter hatte ihm beigebracht Banjo zu spielen. "Tante Mimi" schenkte ihm die erste Gitarre, mit der er, gemeinsam mit seiner Band "Quarry Men" am 6. Juli 1957 bei einer Gartenparty auftrat. Warum diese Party so wichtig war ? Dort lernte er Paul McCartney kennen. Alles weitere ist Musikgeschichte.

Lennons Karriere in der Nach-Beatles-Ära war von politischen Bekenntnissen bestimmt. "Give Peace a Chance" entstand 1969 kurz nach der Hochzeit mit Yoko gemeinsam mit der "Plastic Ono Band". "Instant Karma" und "Power to the People" folgten, bis er 1971 schließlich seinen wohl größten Geniestreich, "Imagine", veröffentlichte.

In der ersten Hälfte der 70er Jahre absorbierte ein harter Kampf mit den US-amerikanischen Einwanderungsbehörden John Lennons Energie. Er hatte sich längst in New York niedergelassen und wollte amerikanischer Staatsbürger werden, was vor allem konservativen Politikern in den Vereinigten Staaten ein Dorn im Auge war, da Lennon und Yoko Ono immer wieder mit publikumswirksamen Aktionen die Regierungspolitik der USA attackierten. Absurd, aber Tatsache: Erst 1976 erhielt Lennon die "Green Card" und damit eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis.

Während einer vorübergehenden Trennung von Yoko Ono 1974/1975 enstand das Album "Walls and Bridges", für das er gemeinsam mit Elton John "Whatever gets you through the night" geschrieben hatte.

1976 zog Lennon sich, nach seiner "Wiedervereinigung" mit Yoko und der Geburt seines zweiten Sohnes Sean, weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück.

Wenn man heute an die Skandale des John Lennons der späten 60er und der frühen 70er Jahre denkt, seinen rast- und ruhelosen Lebensstil, vergisst man oft, wie jung er und die anderen drei damals wirklich waren. Als die Beatles sich auflösten, war Lennon erst dreißig, also in einem Alter, in dem sonst nur Hochleistungssportler ihren Zenith überschritten haben, während das Berufs- und Familienleben aller anderen Menschen gerade erst richtig beginnt. Lennon, McCartney, George Harrison und Ringo Starr hatten in jüngsten Jahren eine einzigartige Karriere gemacht, wie sie vor ihnen und - all der "Boygroups" zum Trotz - auch nach ihnen niemand erlebt hat.

Vier Jahre währte die Pause. Ein neues Album war erst 1980 vorgesehen. Im November des Jahres erschien die Platte "Double fantasy", die zu gleichen Teilen Material von John Lennon und Yoko Ono enthielt. Die erste Single-Auskopplung, "(Just like) Starting over" wurde gleich nach der Veröffentlichung ein Hit. Die Welt hatte die Rückkehr von John Lennon sehnsüchtig erwartet, und die neuen Lieder bekamen durchweg positive Kritiken.

Er war erwachsen geworden. Sein Leben verlief endlich in ruhigeren Bahnen, er kümmerte sich offenbar mit Hingabe um die Erziehung seines Sohnes Sean (von den ersten Lebensjahren seines 1963 geborenen Sohnes Julian hatte er nicht viel mitbekommen), und er führte mit Yoko Ono offenbar ein glückliches Leben. Jetzt sollte auch noch der Erfolg zurückkommen.

Alle Welt weiß, was dann geschah: Am 8. Dezember 1980 wurde er von einem geistig verwirrten Fan erschossen. Nicht nur Musikfans waren geschockt. Die Welt trauerte ehrlich. Zwar war klar, dass mit dem Tod John Lennons eine Beatles-Reunion nicht mehr möglich war, aber das spielte in den ersten Reaktionen der Menschen keine Rolle. Gerade fand nämlich, erstmals seit den großen Anti-Vietnamkrieg-Demonstrationen der späten 60er Jahre, die Formierung einer neuen, großen und internationalen Friedensbewegung statt, für die John Lennon eines der wichtigsten Vorbilder und sein "Give peace a chance" die Hymne waren.

Mit John Lennon starb nicht nur einer der bedeutendsten Musiker des Jahrhunderts, sondern auch einer der wichtigsten und glaubwürdigsten Botschafter für Frieden und Gewaltlosigkeit der Gegenwart. Überall auf der Welt organisierten Fans deshalb am 14. Dezember 2000 eine 10-minütige Schweigeminute zum Gedenken an ihr Idol.

"Double fantasy" und die Single "(Just like) starting over", dann die Liebeserklärung an Yoko Ono "Woman" sowie erneut "Imagine" führten überall auf der Welt wochen- und monatelang die Charts an. Das alles ist jetzt, im Dezember 2000, genau 20 Jahre her.

MF / 01. Dezember 2000

 

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