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"Absolutly fabulous"


Es ist möglich, dass ihr Name gar nicht auf Anhieb fällt, wenn nach den einflussreichsten Frauen der britischen Popmusik fällt. Ihre Schuld ist das allerdings nicht. Wohl eher denken wir inzwischen in Kurzzeit-Kategorien, aus denen jede/r herausfällt, der/die nicht wenigstens einmal pro Woche in den Klatschspalten auftaucht. Annie Lennox jedenfalls scheint ihr Privatleben wirklich privat zu führen, während ihre musikalische Karriere eigentlich umso öffentlicher ist: Vier Grammys, elf Britawards, der Golden Globe und sogar ein Oscar sprechen eine deutliche Sprache.

Alles fing mit den Eurythmics an. Annie Lennox wurde die kongeniale Partnerin des phänomenalen Hit-Autoren Dave Stewart, einem Mann mit einem fast magischen Musikgespür, dessen besondere Qualität darin besteht, Charthits mit einer so untrüglichen und prägenden Handschrift zu produzieren, dass sie selbst von Uninformierten immer wieder auf seine Urheberschaft zurückgeführt werden können. Annie Lennox wurde Stimme und Gesicht des Duos, das in den 1980er Jahren mitten in der New Wave-Ära auftauchte, den Electropop weiter entwickelte und ganz nebenbei eine ganz eigene visuelle Ästhetik prägte, die ganz wesentlich auf das Konto der besonderen Aura ging, die Annie Lennox in den Videoclips zu "Here comes the rain again" oder "Sweet dreams" aufbaute. Virtuos spielte sie mit Geschlechterrollen, gab sich mal betont androgyn, mal als Vamp, immer schillernd, immer faszinierend.

Nach der Trennung der Eurythmics war schnell klar, dass Annie Lennox als Solokünstlerin mindestens ebenso erfolgreich sein würde. Schon 1991, ein Jahr vor ihrem Solodebüt, als sie bei dem legendären "Freddie Mercury Tribute"-Konzert in der Londoner Wembley-Arena mit dem Queen-Son "Under pressure" auftrat, erlag nicht nur das Publikum ihren faszinierenden Bühnenpräsenz, sondern auch Duettpartner David Bowie: "Absolutly fabulous".

Videolink: Annie Lennox & David Bowie "Under Pressure" / Quelle: youtube
 

Ihr Debütalbum "Diva" (1992) geriet zu einem Triumph, der die Erwartungen selbst ihrer Anhänger noch deutlich übertraf. Annie Lennox hatte sich neu erfunden: Mit einem Sound zwischen Pop, Chanson, Soul und R'n'B, dazu einem Charisma, das seinesgleichen suchte und in den zahlreichen Videoclips zu Songs wie "Why" und "Precious" seine optische Entsprechung fand. Annie Lennox stand auf dem Zenith ihrer Karriere, und gleichzeitig begann sie selbst, Geschwindigkeit und Höhenflug zu drosseln. Statt eines Nachfolgers im "Diva"-Stil veröffentlichte sie ein sentimentales Album mit Cover-Versionen ihrer Lieblingssongs ("Medusa"), verschwand anschließend für mehrere Jahre komplett von der Bildfläche, um 2003 mit dem vielleicht besten Album ihrer Karriere zurückzukehren: "Bare" - gefolgt von einer hoch gelobten (und zu schnell ausverkauften) Tournee. Hier präsentiert Lennox sich, wie auch später auf "Songs of mass destruction", wiederum neu erfunden, als grandiose Soulpop-Interpretin, sie arbeitet mit einem druckvollen Backgroundchor, schnellerem Tempo. Sie selbst scheint nochmals gereift, ihr Timbre ist dunkler, tiefer und nochmals kraftvoller geworden - und selbst ihr Einsatz zum Abspann des dritten "Herr der Ringe"-Films erzeugt einen derart großen Nachhall, dass sie für den selbst komponierten Song den Oscar erhält.

Vier Soloalben hat Annie Lennox in einem Zeitraum von 15 Jahren - zwischen 1992 und 2007 - aufgenommen, nicht eben viel in einer schnelllebigen und vergesslichen Welt der Popmusik, wo die Halbwertzeit von "Superstars" nach der Pause zwischen zwei Fernsehstaffeln bemessen wird. Annie Lennox wird den kurzlebigen Zeitgeist überdauern. Die erste "Best-of"-Compilation ihrer Solokarriere jedenfalls lässt an der zeitlosen Gültigkeit ihrer Arbeit keinen Zweifel.

Dazu gehört auch ihr soziales Engagement, das sie im Unterschied zu vielen Kollegen dauerhaft und ohne ständige mediale Ausschlachtung betreibt. Dem Kampf gegen HIV/AIDS gilt - seit dem Tod von Freddie Mercury - ihre selbst gegründete Kampagne "SING!" Bei der Aufnahme des gleichnamigen Songs bildete sie einen Backgroundchor aus einigen der berühmtesten Sängerinnen der Popwelt, darunter Madonna, Celine Dion, Anastacia, Joss Stone, Martha Wainwright, K.D. Lang, Dido und Beth Gibbons. Sie alle machten mit - zugunsten der Kampagne, und zu Ehren von Annie Lennox, der einflussreichsten Frau der britischen Popmusik.

© Michael Frost, 01. März 2009

 

Hinweis: "The Annie Lennox Collection" erscheint in zwei Ausführungen: als einfache CD mit 14 Titeln sowie als "Deluxe Version" mit Bonus-CD (sie enthält acht zusätzliche Songs, darunter den Oscar-prämierten Filmsong "Into the west") und zusätzlicher DVD mit ihren wichtigsten Videoclips.

 

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