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Danish Dynamite


Seit einem Jahr macht in der kleinen Popszene Dänemark vor allem ein Name die Runde: SAYBIA, ein junges Quintett, das bereits 1993, damals sicher noch im zarten Schüleralter, in Nyborg auf der Ostseeinsel Fünen begann. Seit 1997 besteht Saybia aus Leadsänger und Gitarrist Søren Huss, Bassist Jeppe Knudsen, Sebastian Sandstrøm (Gitarre), Palle Sørensen (Schlagzeug) und Jess Jensen (Keyboards), und in dieser Besetzung machen sie sich nun daran, außerhalb Skandinaviens für Furore zu sorgen. Reichlich Gelegenheit bieten dabei die Deutschland- und Hollandkonzerte der Norweger von A-ha, die Saybia als Support mit auf die Tour nahmen und so die eigene Konkurrenz mit aufbauen.

Søren Huss hat einiges vom samtenen Timbre des A-ha-Frontmanns Morten Harket, und auch einige ihrer weicheren Songs erinnern an die Musik der Nachbarn aus dem Norden, doch ansonsten scheinen die fünf Dänen ihren Blick und ihre Ohren fest auf England gerichtet zu haben. Travis und Coldplay heißen dort die Vorkämpfer der Nach-Britpop-Ära, und Saybia stehen deren musikalischer Originalität in nichts nach. Auch die deutsche EMI konstatiert, die fünf Dänen hätten längst das Cover des NME geziert, wenn sie britischer Herkunft wären und veröffentlicht Saybias Debüt "The second you sleep" knapp vor Tourbeginn auch in Deutschland.

In Dänemark wurden Saybia jedenfalls bereits mit höchsten Würden dekoriert, 2001 kürzte sie das Musikmagazin "Gaffa" sogar zur besten Band des Landes, obwohl sie zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal ein Album veröffentlicht hatten. Zwei Singles, die nun auch auf "The second you sleep" zu hören sind ("Fools corner" und "The day after tomorrow"), reichten völlig, um Kritik und Publikum restlos zu überzeugen.

Das Album selber übertraf dann alle Erwartungen. "The second you sleep" ist Gitarrenpop in Reinkultur, melodisch, variationsreich, aktuell und zeitlos zugleich, fast mühelos gelingt es den Fünf und dem schwedischen Produzenten Andreas Ahlenius, das Niveau der Songs und ihrer harmonischen Strukturen von der ersten bis zur letzten Note zu halten. Die melancholische Grundstimmung zieht sich wie ein roter Faden durch das Album, lässt jedoch genügend Raum für unterschiedliche Richtungen zwischen introvertierten Balladen und wahren Pophymnen mit Ohrwurmcharakter.

Auf Anhieb erreichen Saybia internationales Niveau. Ihr Album kann es mühelos mit denen etablierter Bands aufnehmen: "Danish Dynamite" ist künftig nicht mehr nur ein Schlagwort für Fußballer.

Gut möglich also, dass diejenigen, die jetzt als A-ha-Fans in die Konzerthallen strömen, diese als passionierte Saybia-Anhänger wieder verlassen. Und der sympathischen Band mit ihrer erfreulich unangestrengten Musik wäre jede Form des Erfolgs wirklich zu wünschen.

Michael Frost, 02. September 2002

 

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