Heute gibt es weltweit kaum noch eine namhafte Bühne, auf der die Gruppe um ihre Gründer Pedro Ayres Magalahaes und Carlos Maria Trindade und ihre Sängerin Teresa Salgueiro nicht gastierte.
Gleichzeitig begründete das Ensemble einen Trend, in dessen Folge der Fado in seiner Heimat und international eine ungeahnte Renaissance erfuhr. Sängerinnen wie Mísia und Mariza konnten das Interesse der Musikwelt für die melancholische Musik aus den Lissabonner Hafenvierteln sogar noch ausbauen und sind heute mindestens ebenso erfolgreich wie Madredeus.
Um Madredeus selbst ist es allerdings ruhiger geworden. Das letzte Album der Gruppe ("Faluas do Tejo") stammt aus 2005, und im Dezember des Folgejahres, nach dem umjubelten Abschluss einer Welttournee in Tokio, kündigten Magalahaes und Trindade ein "Sabbatjahr" an, das schließlich sogar ein weiteres Jahr dauern sollte.
Teresa Salgueiro testete zur gleichen Zeit die Möglichkeiten einer Solokarriere und veröffentlichte auf "Obrigado" (2006) zunächst eine Sammlung ihrer vielen Seitenprojekte mit anderen Musikern aus der Madredeus-Zeit, darunter Angelo Branduardi, Antonio Chaino, Maria João und Caetano Veloso.
Ein anderes Gründungsmitglied hatte Madredeus schon deutlich früher verlassen: Rodrigo Leão. Der Komponist und Multiinstrumentalist kümmerte sich seit 1997 um eigene Projekte. Am besten beschreibt man seine Musik als Soundtrack für imaginäre Filme - in einer unvergleichlichen Mischung aus instrumentaler Klassik, Elektronik, Jazz, Folk und Ambient. Für seine Projekte gewann er immer wieder illustre Gastsänger, etwa die Französin Helena Noguerra, Rosa Passos aus Brasilien und sogar Triphop-Sirene Beth Gibbons (Portishead).
Seinen Weg setzt er auch auf seinem aktuellen Album "A Mãe" fort - in Begleitung sogar zweier Gruppen: sein angestammtes "Cinema Ensemble" und der "Sinfonieta Lisboa", dem Orchester, mit dem Mariza 2006 ihren bereits jetzt legendären Auftritt in Lissabon (unter der Gesamtleitung von Jacques Morelenbaum) bestritt. Gäste auf "A Mãe" sind übrigens der argentinische Tango-Interpret Daniel Melingo, Stuart A. Staples (Tindersticks) und Neil Hannon (The Divine Comedy).