Sie 
                    sind Bastarde, irgendwo zwischen Pop, Jazz und Blues angesiedelt. 
                    Wenn sie sich auf ihrem neuen Album BLUNT OBJECT - Live in 
                    Tokyo - zum Auftakt mit Lust und Wonne der Schlachthymne "We 
                    are the Champions" hingeben, dann lassen die drei Jungs 
                    von THE BAD PLUS spüren, dass sie sich als Champions 
                    verstehen, so selbstbewusst und krachend schlagen sie diesen 
                    Glamour-Hit von "The Queen" an. 
                  Der 
                    Anschlag des Pianisten Ethan Iversen ist hart und direkt, 
                    er liebt das Theatralisch-Pompöse, die ornamentalen Läufe, 
                    die lang anhaltenden Crescendi, er liebt die gleißenden 
                    Oberflächen und kann ganz plötzlich in intime Momente 
                    zurückkehren. Sein Spiel ist weit entfernt von dem federnd-subtilen 
                    Pianospiel eines Keith Jarrett oder von dem klassisch-romantischen 
                    Ansatz Brad Mehldaus. 
                  Die 
                    bösen Jungs aus Wisconson, die mit "These are the 
                    Vistas" vor 2 Jahren (vgl. cd-Kritik) 
                    auf sich aufmerksam gemacht hatten, erweisen sich als wilde 
                    Bengel, die weniger dem Jazz verpflichtet sind als dem traditionellen 
                    Glamour-Rock. Ihre Melodien können ähnlich zerlaufen 
                    wie endlose Gitarren-Soli, ihre rhythmische Heimat ist dank 
                    des wild-wuchernden und meist harten Schlagzeugspiels von 
                    David King die Rockmusik mit ihren glänzend lauten und 
                    sich zum Tosen steigernden Höhepunkten. 
                  Der 
                    13-Minuten-Titel "Silence is the question" macht 
                    Grenzen und Chancen dieser Musik deutlich. Die Komposition 
                    des Bassmanns Reid Anderson beginnt mit einem intensiven langsamen 
                    Bass-Solo, in das sich der Pianist einfädelt, aus dem 
                    intimen und lyrischen Duo wird schließlich in unendlicher 
                    Steigerung ein geradezu krachig lautes Triospiel, in dem das 
                    Piano wie weiland im 19. Jahrhundert zum Glamour-Instrument 
                    gerät. 
                  Diese 
                    Lust am Lärm hat auch etwas angestrengt Vordergründiges, 
                    sie klingt nach verspielter Effekthascherei. "Naschwerk 
                    ist auch Blendwerk" hatte ich zu "These are the 
                    vistas" geschrieben, und davon sind die bösen Plus 
                    noch nicht recht losgekommen. 
                  Was 
                    sie können, zeigen sie in dem 10-Minuten-Titel "Guilty", 
                    in dem sie der musikalischen Durchführung ein strenges 
                    Blues-Schema unterlegen. Dass sie einfache Melodien lieben, 
                    zeigt ihre Version der Aphex Twin´s Nummer "Flim", 
                    und wie sehr sie den Schmuse-Jazz hassen und einen seiner 
                    populärsten Love-Songs zerlegen und verfremden können, 
                    beweisen sie mit ihrer befremdend aufregenden Version von 
                    "My Funny Valentine". 
                  Da 
                    klingen die Drums nach afrikanischen Buschtrommeln, und die 
                    zarte Melodie verwandelt sich in - von Ethan Iversen gesungene 
                    - Ausrufe, die so eigenartig klingen, als hätte der Song 
                    einen Sprung, als seien von ihm gerade mal ein paar schwierige 
                    Tonsprünge übrig geblieben. 
                  Hier 
                    wirken die Jungs ungewöhnlich neu und frisch, während 
                    sie als Champions zwar sehr flott auftreten, aber auch großzügig 
                    mit ihrem Image kokettieren.
                  The 
                    Bad Plus treten auf: