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Der Sound
der Zukunft ?


Die Electronica-Szene Norwegens genießt mittlerweile ähnlich große Aufmerksamkeit wie die Jazz-Community des skandinavischen Landes. Eine Verbindung der beiden Strömungen war dennoch bislang selten. Abhilfe schafft das Duo Beady Belle, bestehend aus Sängerin Beate Lech und ihrem Bassisten und Produzenten Marius Reksjø, nun bereits zum zweiten Mal.

2001 erschien das Debüt ("Home"), und der zweite Streich heißt, etwas umständlicher, CEWBEAGAPPIC. Zum Mitsprechen: [kuibi'gapik]. Der Titel besteht aus Kürzeln, die jeweils gegensätzliche Begriffspaare symbolisieren sollen: Complex - Easy, White - Black, Electronic - Acoustic, Groovy - Ambient, Played - Programmed, Improvised - Composed.

Die Bandbreite des Albums ist damit eigentlich bereits hinreichend beschrieben. Doch die norwegische Zeitung Aftenposten meldete bereits eine Ergänzung an: "Zwischen Björk und Sade". Nun ja. Wahr ist, dass Lech und Reksjø meisterhaft zwischen den Genres balancieren und aus der Gratwanderung einen eigenständigen Klang beziehen, der sowohl der klaren Schönheit Cool-Jazz-inspirierter Songstrukturen verhaftet bleibt als auch den kühlen und minimalistischen Samples der Vertreter von Downbeat und Electronica.

In ihren klugen und emphatischen Arrangements führen Beady Belle die unterschiedlichen Musikstile gekonnt zusammen. Jeder Titel arrangiert das Zusammenspiel der ursprünglich gegensätzlichen Elemente neu, mischt komplexe und eingängige Strukturen, Elektronik und Akustik, usw., und bezieht dabei gerade durch den kalkulierten Gegensatz und das minimalistische Grundprinzip die ungeheure Intensität und Spannung, die CEWBEAGAPPIC auszeichnet.

Die instrumentalen Pole des Albums werden von Beate Lech und ihren Gesang zusammengehalten. Ganz gleich, ob im Zusammenspiel mit Piano-Improvisationen, flirrenden Computersamples oder groovendem Beat - mit einem Timbre zwischen klar und angeraut, hell und dunkel, kraftvoll und melancholisch-bedächtig wird sie zum Dreh- und Angelpunkt dieser ungemein inspirierenden Visionen zwischen Jazz, Soul, Triphop und Electronica.

Vielleicht der Sound der Zukunft ? Doch an dieser Stelle mahnt überraschend die Plattenfirma zur Bescheidenheit: "Zukunftsmusik ist nur so gut, wie sie im Moment funktioniert", heißt es da im Pressetext. Doch die Vorsicht ist unangebracht: Beady Belle funktoniert. Und wie !

© Michael Frost, 19. April 2003

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