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Wirbelstürme
über Kreuzberg


Während diese Rezension entsteht, fegt der Sturm "Kyrill" mit Orkangeschwindigkeiten von der Nordseeküste Richtung Binnenland. Die ungezügelte Naturgewalt hat viel von einem anderen Ereignis, dessen Ursprung im Berliner Stadtteil Kreuzberg zu finden ist, zudem ungleich musikalischer ist und den klingenden Titel "Los Bomberos de Monte Cruz" trägt: Die Feuerwehr von Kreuzberg.

Diesen Ernstfall kann man sich wirklich gut vorstellen: ein knappes Dutzend Musiker aus dem multikulturellen Zentrum der Hauptstadt rückt aus, ausgerüstet mit Geigen, Schlagzeug und Percussions, Pauken und Trompeten, Tanz, Gesang und wilden Rhythmen aus Flamenco, Balkanpop, osteuropäischer Folklore, Gypsy und Ethnopunk - und pustet uns die Ohren frei: Schluss mit dem Einheitsbrei der Radiostationen und dem Castingwahn im Privat-TV. Na endlich!

Eine derart anarchische Mischung von Stilen und Tempi ist in der Weltmusik nicht neu. Manu Chao, Amparanoia, aber auch Balkan-Musiker Goran Bregovic, Emir Kusturicas "Underground"-Orchester und südamerikanische Bands wie Karamelo Santo, Abuela Coca und Panteon Rococo, deren Erfolg vor allem Verdienst des umtriebigen Hannoveraner Independent-Label Übersee Records ist, stehen als Paten der Kombo aus Kreuzberg bereit.

Neu ist jedoch, dass Musik von solcher Explosivkraft auch mit deutschen Texten gesungen wird. Die Kreuzberger "Bomberos" singen außerdem Spanisch und entfalten in der Wechselwirkung aus Rhythmus, Sprache und Arrangements eine furiose Weltreise, die mehr einer Achterbahnfahrt - Loopings eingeschlossen - gleicht.
"Balkan", "Bombera Flamenca", "Return to Sevilla" und "Rumba pa ti" heißen einige der Stationen dieses aufregenden Debüts, mit dem die "Bomberos de Monte Cruz" zwischenzeitlich auch auf Tour sind.

Wenn also schon bald wieder ein Sturm aufzieht, dann ist es gut möglich, dass er nicht von einem Tiefdruckgebiet, sondern dieser feurigen Combo aus Berlins Mitte verantwortet wird: "Los Bomberos de Monte Cruz".

© Michael Frost, 20.01.2007

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Mano Negra, Manu Chao, 17 Hippies, Karamelo Santo, Lax Alex Contrax, Abuela Coca, Amparanoia, Panteon Rococo, Los de abacho

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