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Von der Sängerin
zur Songwriterin


Nun steht sie endgültig auf ihren eigenen Füßen. Françoiz Breut, deren musikalische Gehversuche zunächst an der Seite ihres (damaligen) Lebensgefährten Dominique A. begannen, ist nunmehr eine eigenständige Künstlerin mit unverkennbarem Profil.

Dominique A., dem das Verdienst gebührt, Elektropop und französisches Chanson miteinander versöhnt zu haben - wodurch er zum Pionier des "Nouvelle Chanson" wurde - schrieb für Françoiz Breut ein wunderbares Debütalbum (1997), das sowohl beim Publikum als auch bei Kollegen für Aufsehen sorgte. Françoiz Breut arbeitete anschließend sogar mit Giant Sand und Calexico - und sowieso mit nahezu allen Größen des französischen Neo-Chansons und wurde, gerade auch international, zu dessen profiliertester Vertreterin.

Nach der privaten und beruflichen Trennung von Dominique A. begann für Françoiz Breut auch eine künstlerische Neubestimmung, die auf "À l'aveuglette" noch reifer und deutlicher zutage tritt als auf dem Vorgänger "Une saison volée" (2005). Erstmals nämlich zeichnet Françoiz Breut nämlich nicht nur als Textautorin ihrer Songs verantwortlich, sondern ist auch als Komponistin an ihrer Vertonung beteiligt: Sie schrieb die Musik gemeinsam mit ihren Bandmusikern Boris Gronemberger und Luc Rambo.

Zu dritt entwickelten sie das musikalische Konzept der vorigen Alben nochmals einen deutlichen Schritt weiter. Françoiz Breut war sowieso nie eine der seicht dahin trällernden Chanteusen mit Lolita-Augenaufschlag, ebensowenig übrigens eine trübe Existenzialistin - und auf "À l'aveuglette" ist sie beides weniger denn je.

Sie erzählt Geschichten. Manchmal singend, manchmal in einer Art Sprechgesang, wobei die Worte eher wie gedacht denn als wirklich gesungen klingen, manchmal übernehmen auch die Instrumentierungen die Rolle des Erzählenden. Die Musik verrät viel über Breuts Interesse an Garage, Punk und Calexicos Texmex-Rock, sie gewinnt durch diese Nähe an individuellem Ausdruck und bereichert Chanson und Pop um neue Farbnuancen. Ohne die jeweiligen Attitüden zu übernehmen, arbeitet sie mit Zitaten und Querverweisen, baut einzelne Elemente in ihren melancholischen Akustiksound ein, experimentiert mit Slide-Gitarre, Banjo, Bläsern und Country/Folk-inspirierten Harmonien.

Zugegeben: Lange Zeit war unklar, welchen Weg Françoiz Breut nehmen würde; ob sie das Zeug nicht nur zu einer glänzenden Interpretin, sondern letztlich zur Songwriterin haben würde - da sie sich bislang meist hinter anderen Komponisten versteckte.

Sie selbst gibt ihre Unzufriedenheit zu: "Wenn ich nicht auf Tournee war, hatte ich oft das Gefühl, nicht wirklich ein professioneller Teil des Prozesses zu sein." Dieses Gefühl dürfte sich mit der Arbeit an "À l'aveuglette" gelegt haben: Das Album ist ihr Meisterstück - die Gesellenzeit ist damit beendet.

 

© Michael Frost, 09.11.2008

 

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