Man 
                              hat den Eindruck, da kommt einfach "nur" 
                              ein neuer Cabrel, ohne kreative Revolution, ohne 
                              Neuigkeiten. Und dennoch, ein sanftes, erfrischendes 
                              Gefühl erfüllt einen, und je mehr man 
                              hört, desto gemütlicher wird einem zumute. 
                              Der Eindruck entsteht von Harmonie, Gleichgewicht, 
                              von einem Mann, der nichts mehr zu beweisen hat 
                              und deswegen die Musik macht, die ihm gefällt 
                              und sich einen feuchten Kehricht um das kümmert, 
                              was man eigentlich heutzutage "machen müsste". 
                              Die Melodien schmeicheln sich ein, der akkustische 
                              Klang lehnt sich an den entspanntesten J.J. Cale 
                              oder die Dire Straits an, die glitzender Durchsichtigkeit 
                              und Klarheit des Ganzen nimmt einen gefangen. Man 
                              hört der gediegen gestalteten Platte an, dass 
                              sie zuhause aufgenommen wurde - unter Freunden, 
                              die sich eine gute Zeit gemacht haben. 
                            Wenn 
                              einer von sich sagt, dass das Leben ihm gibt, was 
                              er von ihm erwartet, dann ist das wirklich eine 
                              Bonne Nouvelle (Gute Nachricht). Und glättet 
                              die Kakaphonie der Gegenwart. Cabrel, in seinen 
                              Anfängen als Lagerfeuerromantiker mit lächerlichem 
                              südwestfranzösischem Akzent verhöhnt, 
                              sitzt heute eher irgendwo an einem Strand, unterhalb 
                              von Bordeaux, am richtigen Meer, lässt sich 
                              den Wind um die Nase wehen und schaut weitblickend 
                              in die Ferne. Schöne, unaufdringliche Texte 
                              sind ihm gelungen, ob er von der Liebe singt (Qu'est-ce 
                              que t'en dis), von der Lächerlichkeit der 
                              Männer (Elles nous regardent), von den 
                              Gitarren (Telecaster), die seine Jugend und 
                              auch heute noch seine Musik präg(t)en - oder 
                              von den Gens absents (den abwesenden Leuten), 
                              die man dringend als Freunde gebraucht hätte, 
                              und die sich zurückgezogen haben ohne Grund, 
                              aufgefressen vom Alltag. 
                            Der 
                              neue Cabrel ist wirklich eine Schöne Bescherung 
                              (Les Beaux Dégats) und hat nicht umsonst 
                              den Weg ganz hinauf in die französische Hitparade 
                              geschafft. Jetzt muss sich der Musketier des Chansons 
                              wieder auf die Bühne schwingen (z.B. im Herbst 
                              in Paris oder im Juli beim Festival Francofolies 
                              de La Rochelle) und musste auch die Promotion über 
                              sich ergehen lassen (er mag das nicht so). Was ihm 
                              da sicher nicht fehlt, ist der lange vermisste Auftritt 
                              in Deutschland, wo Cabrel nicht gerade wenig Platten 
                              verkauft. Schade eigentlich - die Einladung ins 
                              Bistrot Musique des SR jedenfalls steht.