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Blackness and darkness
forever, my dear
Gast-Kritik von Inga Stumpf


Sicher kennen Sie das: Oft ist es sehr viel leichter, Dinge in Grund und Boden zu reden, als ein ernst gemeintes Lob über die Lippen zu bringen. So kommt es dann auch, daß die Rezension eines vom ersten Takt an beeindruckenden Albums mühevoller ist, als der Verriß. Und dabei hatte doch alles so vielversprechend begonnen...

De/Vision werden von vielerlei Seiten beharrlich als Depeche-Mode-Epigonen abgekanzelt. Und wahrlich: Nicht selten lassen sich Übereinstimmung zwischen den deutschen und den britischen Urgesteinen des Synthie-Pop feststellen. Da erahnt man plötzlich Martin Gore als Soundtüftler im Background und hier leiht Dave Gahan der einen oder anderen Nummer seine Stimme. Copy and paste? Vor ein paar Jahren hätte sich das nur schwer leugnen lassen.

Mißmutig und verkrampft also eher die Stimmung beim Eintreffen von "Two". Man erinnert sich an die letzten Ausflüge der mittlerweile aufs Duo geschrumpften Combo ins Land von Techno, Trance und anderen Scheußlichkeiten und erwartet ähnliches Gehämmer auf dem neuesten Werk der Berliner. Aber schließlich kommt es immer anders, als man denkt - und so kommt mit "Two" eines der wohl besten Düster-Elektro-Pop-Rock-Releases seit Gary Numans "Pure".

Noisy und brachiale Gitarrenwände, monumentale Streicher, bezaubernd bittersüße Arrangements und tiefschwarzes Gedankengut unweit der Depression. Sänger Steffen Keth und Klangtüftler Thomas Adam haben sich kräftig ins Zeug gelegt, um bereits zu sehr festsitzenden Klischees ein unwiederrufliches Ende zu setzen.

Während sich Depeche Mode in mehr oder weniger neue Gefilde wagen, kehren De/Vision zurück zu dem, was sie wirklich können. Modischer Schnickschnack und leidige Einflüsse der trendigen Musikkultur sind den beiden Berlinern nur ein müdes Lächeln wert. Getreu der Volksweisheit, die schon so mancher vor ihnen hätte befolgen sollen, bleiben Steffen und Thomas bei ihren Leisten, sprich: den melancholischen Ohrwurmsongs im Schwarzkittel-Gewand.

Fazit: Zwei Jahre nach dem eher verschreckenden Album "Void" ist De/Vision ein äußerst schmackhafter Wiedereinstieg ins Business gelungen. Böse Zungen mögen behaupten, daß dem Duo Dank dem Weggang zweier Bandkollegen nun endlich wieder Tür und Tor bei jeglicher, kreativer Entfaltung offenstehen. Weniger nachtragende Zeitgenossen sprechen einfach von "was uns nicht umbringt, macht uns stark". Aber wie auch immer: Blackness and darkness forever, my dear.

"De/Vision: Two" ist eine Gast-Kritik
von Inga Stumpf / Dezember 2001

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