Nicht 
          von ungefähr erinnert die Cover-Optik des Albums von Lila Downs 
          an die Hollywood-Produktion über das Leben der mexikanischen Malerin 
          Frida Kahlo: Lila Downs selbst ist in dem Film zu sehen - als Sängerin, 
          die sie auch außerhalb des Kinos ist. 
          "Una 
            sangre - one blood" ist, wie der zweisprachige Albumtitel bereits 
            vermuten lässt, eine energetische Mixtur der Rhythmen beider 
            Amerikas, die Lila Downs selbst verkörpert: Ihre Mutter hat indianische 
            Wurzeln, ihr Vater ist ein schottisch-amerikanischer Filmemacher und 
            Maler. Auch die Musiker, die sie auf "Una sangre" versammelt, 
            stammen aus allen Himmelsrichtungen. Gemeinsam mit Lila Downs und 
            ihrer facettenreichen Stimme entwickeln sie feurige Klänge aus 
            Mariachisound, Jazz, leidenschaftlicher Ballade und wilden Latinoklängen.
          Und 
            obwohl die Tracklist ihres Albums mit "La bamba" und "La 
            cucaracha" zwei der wohl berühmtesten Latin-Traditionals 
            aufweist, ist sie vom klischeehaften Latinpop Lichtjahre entfernt. 
            Sie erzählt die Geschichten dieser Songs in ihrem historischen 
            Kontext, und in derselben Tradition entwickelt sie auch ihren eigenen 
            Kompositionen: "Es geht um die Anschauung, die kolonialisierte 
            Menschen von der Macht hatten, der sie sich ausgeliefert fühlten. 
            Die Bestie in uns lebt immer noch und ich kann nicht herausfinden, 
            wie das zu ändern ist." Deshalb habe sie ein Lied über 
            diese Thematik geschrieben: "Brown paper people". 
          Soziale 
            und politische Themen spielen in ihren Texten fast immer eine herausragende 
            Rolle - und dennoch muss auf tanzbaren Sound nicht verzichtet werden. 
            "Rebeldia con alegria" lautete jüngst das Credo der 
            spanischen Band Amparanoia, das auch Lila Downs' Zustimmung finden 
            dürfte: Rebellion mit Freude, nicht verbissen und verbiestert, 
            sondern mit Temperament und Hüftschwung - und stolzem Selbstbewusstsein. 
            "Alle Kunst kann nur empfunden und nicht ausgebeutet werden", 
            heißt es zusammenfassend im Begleittext zu "Una sangre" 
            - und auch dieser Satz hat das Zeug zum Credo. Er sollte über 
            der Tür jeder Plattenfirma stehen, aber auch auf dem Desktop 
            der Downloadpiraten.
          © 
            Michael Frost, 22. Juni 2004