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"Zart, verletzlich,
traurig, schön"


In Norwegen musste man sechs Jahre auf das neue Album von Anja Garbarek warten. Bei uns war die Wartezeit kürzer, denn ihr Debütalbum "Balloon mood" von 1996 erschien außerhalb Skandinaviens aus unerfindlichen Gründen erst mit dreijähriger Verzögerung.

Anja Garbarek, geboren 1970, ist die Tochter des wohl berühmtesten norwegischen Jazz-Musikers Jan Garbarek. Von ihm hat sie vermutlich die Musikalität, stilistisch geht sie aber eigene Wege, Jazz ist nur eine der Richtungen, die sie in ihren Produktionen verarbeitet. Britischer Triphop gehört ebenso dazu wie experimentelle Balladen, die an die schrägen Arrangements der Dänin Gry oder die Introvertiertheit einer Stina Nordenstam erinnern.

"Smiling & Waving" hört manchmal auf, Musik sein zu wollen, und wird an diesen Stellen zur Klangcollage, zum Soundtrack einer Performance, die man wegen der Eindimensionalität des Mediums CD zwar nicht sehen, aber ersatzweise im eigenen Kopf entstehen lassen kann. "I follow the tracks and spin the context", flüstert Anja Garbarek in "Spin the Context", und fordert damit auf, ihr bei der Spurensuche zu folgen.

Nicht jeder wird sich auf diesen Weg in einen sehr bizarren und verwunschenen Wald aus Klängen einlassen, wer es aber tut, wird mit sehr kunstvoll arrangierten, intim und verletzlich klingenden Kompositionen belohnt.

Auch wenn sich die Musik in einem Rahmen zu bewegen scheint, der mittlerweile fast als "typisch nordisch" gelten kann, so befasst sie sich auch mit der aktuellen britischen Szene, der sie durchaus eigene Beiträge entgegensetzt. "Stay tuned" zum Beispiel erinnert an die Art Triphop, wie er ähnlich auch auf Goldfrapps "Felt mountain" zu hören ist.

Das Album entstand in London, wo Anja Garbarekt auch lebt, unter Mitwirkung etwa von Mark Hollis (Talk Talk) und Robert Wyatt, der mit gänzlich gebrochener Stimme im Duett mit Anja Garbarek zu hören ist ("The diver").

"Sårt, sart, trist og vakkert." (Verletzlich, zart, traurig und schön) So versucht Garbareks norwegische Plattenfirma, "Smiling & waving" zu beschreiben. Folgen Sie diesen Spuren !

MF / 5. Mai 2001

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