Guesch
Patti hat es nie darauf angelegt, regelmäßig neue Platten
zu veröffentlichen. Ihre Interessen sind dafür zu vielseitig.
Ursprünglich ist die Französin auch nicht Sängerin, sondern Balletttänzerin
und Schauspielerin. So liegt die Veröffentlichung von "Blonde",
ihrem letzten Studioalbum von 1995, schon ein paar Jahre zurück.
Zwischendurch allerdings versuchte sie sich mit Erfolg an einer Filmmusik,
und zwar für Peter Greenaways "The pillow book" (1996).
In
Frankreich ist sie natürlich eine Berühmtheit, und in Deutschland
erinnert man sich immerhin an "Etienne", den zweideutigen Skandalhit
mit dazugehörigem Video. Seitdem gilt Guesch Patti als Symbol französischer
Weltläufigkeit und erotischer Offenherzigkeit. Über den Skandal allerdings
ging die Würdigung ihrer musikalischen Qualitäten etwas verloren,
außerdem scheint sie in Deutschland nie so offensiv promoted worden
zu sein wie andere Kollegen, z.B. Les Rita Mitsouko, deren Karriere
ungefähr zeitgleich begann.
"Dernières
nouvelles" ist das aktuelle Album von Guesch Patti, das nach mehrjähriger
Sangespause entstand. Wohl um den Wiedererkennungswert Pattis zu steigern,
liegt ihm eine Bonus-CD bei, die dem neben einem aktuellen Remix von
"Etienne" noch weitere drei weitere Aufnahmen enthält, darunter zwei
Neuaufnahmen von "La marquise" und "Blonde" vom gleichnamigen Album
sowie Françoise Hardys "Un peu beaucoup" und einen Videoclip.
Das
Album selbst ist die für Guesch Patti typische, aber nicht langweilige
Mischung von Wave, Synthie-Pop, Chanson und klassischer Symphonie.
Ihre ständig variierende Stimme, mal sinnlich und flüsternd, dann
wieder exaltiert und energisch, bildet den Rahmen für melancholische
Texte über Beziehungen und den Sinn des Lebens.
"Dernieres
nouvelles" endet, wie es beginnt: stimmungsvoll, mit einem Instrumental-Titel,
der nur von Streichern gespielt wird, und bei dem im Hintergrund Schritte
zu hören sind.
Schritte,
die kommen, oder Schritte, die sich entfernen ? "Dernìeres nouvelles",
"letzte Neuigkeiten" also, kann sowohl "Aktuelle Neuigkeiten" heißen
als auch, dass es anschließend keine weiteren mehr geben wird. Schade,
wenn es so gemeint sein sollte.
Michael
Frost / 15. Dezember 2001