Nein,
begeistert sei sie anfangs nicht gewesen, als die Plattenfirma ihr
ein Duett-Album vorschlug, sagt Françoise Hardy. Doch bald
habe sie die Chance erkannt, sie in einem solchen Projekt liegen könnte.
Also schrieb sie einen Wunschzettel mit einigen ihrer Lieblingssängern
- aber auch solchen, die überhaupt keine Sänger sind: Alain
Delon etwa, Ikone des französischen Kinos.
Und
weil Françoise Hardy längst selbst eine Ikone ist, entstand
schließlich ein Album mit "spektakulärer Besetzung"
(Pressetext), bei dem sie im Unterschied zu ihren beiden vorigen Alben
nicht mehr nur mit dem Nachwuchs des Pop/Chanson zusammen arbeitet,
sondern überwiegend mit Kollegen, die - wie sie selbst - Legenden
sind: Alain Souchon, Alain Bashung, Henri Salvador, Julio Iglesias
und Jacques Dutronc, ihr Lebenspartner.
Dem
Anlass entsprechend wurde "Parenthèses" ein klassisches
Chanson-Album. Die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen werden
von charismatischen Stimmen vorgetragen und orchestral elegant ummalt
"Parenthèses" enthält damit alle Zutaten, die
das französische Chanson einst groß werden ließen,
und es vereint noch einmal viele, die an diesem Erfolg selbst einen
großen Anteil hatten - Françoise Hardy selbst inbegriffen.
Erst
im vergangenen Jahr hatte sie mit "Le temps des souvenirs"
eine Werkschau ihrer mehr als 40-jährigen Karriere veröffentlicht,
und dank "Parenthèses" kommt nun ein weiteres Kapitel
hinzu, das bei aller Sentimentalität und dem Rückgriff auf
das "alte" Chanson den Blick nach vorn nie aus den Augen
verliert. So entstand aus der Zusammenarbeit mit dem jungen Ben Christopher
einer der interessantesten, zudem der einzige nicht französische
Titel ("My beautiful demon").
Auch
Benjamin Biolay ließ sich erneut nicht lange bitten. Der umtriebige
Songschreiber und Interpret, der das Genre noch vor wenigen Jahren
als "Musique du Papa" verspottete, ist inzwischen zu einem
der wichtigsten Erneuerer des Genres geworden. Mit Françoise
Hardy arbeitete er bereits auf "Tant de belles choses" zusammen;
auf "Parenthèses" singen beide seine Komposition
"Les lendemains qui chantent" - es ist der zwölfte
und letzte Titel des Wunschzettels von Françoise Hardy, der
mit diesem Album ein Traum erfüllt wurde, von dem sie offenbar
lange Zeit gar nicht wusste, dass sie ihn hatte.
©
Michael Frost, 29.03.2007