Sarah 
          Harmer gehört zur jungen Generation amerikanischer Songwriterinnen, 
          die sich mit Stimme und Gitarre Gehör verschaffen wollen, zwischen 
          Musik und Text keine Abstufungen vornehmen und deshalb als relativ kompromisslos 
          gelten, was die Möglichkeiten ihres kommerziellen Erfolgs betrifft. 
           
          Sie 
            scheint weniger auf die Marktgängigkeit ihrer Produktion zu schielen 
            als vielmehr auf den eigenen Ausdruck, und dennoch - oder gerade deshalb 
            - ist ihre Musik erstaunlich eingängig, gefühlvoll und von 
            einer souveränen Gelassenheit, die in der Hektik des Musikgeschäfts 
            selten geworden ist. 
          So 
            wirkt auch Sarah Harmers drittes Album "All of our names" 
            unverstellt und unverfälscht, sehr natürlich und echt. Die 
            Kanadierin ist so etwas wie die leise Schwester von Alanis Morrissette 
            und eine entfernte Cousine von Suzanne Vega, wenn sie die Saiten ihrer 
            akustischen Gitarre zupft und verhalten ins Mikro raunt: "And 
            this light of your life will not shine twice ..."
          Leichte 
            Melancholie befällt die Mehrzahl ihrer Lieder, trotz der insgesamt 
            heiteren Atmosphäre. Aber Sarah Harmer ist keine Musikerin, die 
            mit ihren Arrangements in die Vollen ginge oder aufs Tempo drücken 
            würde, sie entwickelt ihre Songperlen in aller Ruhe und der Zurückgezogenheit 
            ihrer heimischen Wohnung: "Im Schlafzimmer stand das Mischpult, 
            das Wohnzimmer diente als Bühne und ich konnte mit einem Blick 
            aus dem Fenster beobachten, wie Vögel ein Nest in einem Baum 
            bauten und später ihre Jungen fütterten."
          Viel 
            von dieser Stimmung konnte sie offenkundig für "All of our 
            names" erhalten. Es ist ein privates Album, mit einer sehr privaten 
            Stimmung, behutsam arrangiert und - wie in ihrem Fall nicht anders 
            zu erwarten - eine fühlbare Einheit von Musik und Text.
          © 
            Michael Frost, 06.04.2004