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Nothilfe ist nicht genug


Der Tsunami, der im Dezember 2004 durch ein Seebeben im Indischen Ozean vor Sumatra ausgelöst wurde, führte zu der wohl weltweit größten Hilfsaktion in der Geschichte der Menschheit: Nie zuvor wurden vergleichbare finanzielle und materielle Hilfen in auch nur annähernd vergleichbarer Höhe in eine Krisenregion geleitet.

Die Hilfsbereitschaft der Menschen erreichte sogar solche Ausmaße, dass einzelne Hilfsorganisationen wie die Ersthelfer von Ärzte ohne Grenzen mitteilten, das gewaltige Spendenaufkommen kaum in Hilfsmaßnahmen umsetzen zu können. Unicef und andere baten Spender gar darum, den Verwendungszweck offen zu lassen, um den Spendenstrom auch auf die - nicht eben wenigen - Krisengebiete der Erde ausdehnen zu können.

Denn Fachkundige wissen, dass anderswo auf der Erde jeden Tag kleine Katastrophne geschehen, abseits der öffentlichen Wahrnehmung, weil sich ihr wahres Ausmaß nur bei sehr genauer Beobachtung und Analyse nachvollziehen lässt. Ist diese Tatsache erst einmal ins eigene Bewusstsein gerückt, lässt sie einen Menschen oftmals nicht mehr ruhen. So erging es Audrey Hepburn. Die legendäre Schauspielerin ("Ein Herz und eine Krone", "Frühstück bei Tiffany") widmete sich in der zweiten Hälfte ihres Lebens der Entwicklungshilfe und wurde eine der angesehensten Botschafterinnen von UNICEF, dem Kinderhilfswerk der UNO.

Nicht nur die spektakulären Bilder vom Hungertod bedrohter Kinder ließen sie nicht mehr los. Nothilfe war ihr nie genug. Im Rahmen ihrer Arbeit engagierte sie sich für zahllose Projekte nach dem Prinzip "Hilfe zur Selbsthilfe", weil sie wusste, dass nur im Durchbrechen des Teufelskreises von Armut, fehlender Bildung und ökonomischer Krise eine Chance zur dauerhaften Lösung der Probleme der Entwicklungsländer liegt. Und so engagierte sie sich über viele Jahre für die Verbesserung der Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen in den ärmsten Ländern der Erde - eine Arbeit, die nach ihrem Tod von einer eigens ins Leben gerufenen Stiftung fortgesetzt wurde.

Die Unterstützung dieser Arbeit allein wäre als Begründung des Kaufs einer Benefiz-CD zu Gunsten des Audrey Hepburn Children's Fund schon ausreichend. Doch die beeindruckende Liste der Künstler, die einen Song zu der Compilation "All children in school" beisteuerten, unterstreicht auch die musikalische Qualität der Auswahl. Susheela Raman, eine der charismatischsten Stimmen der aktuellen Weltmusik-Szene eröffnet das Album mit dem indisch inspirierten Titel "Sarasa", gefolgt von einem längst überfälligen Duett der Madredeus-Sängerin Teresa Salgueiro und Bossanova-Legende Caetano Veloso.

Es ist eine Reise rund um den Globus, den die Compilation-Macher des italienischen Labels "Forrest Hill Records" für die Hilfsorganisation zusammenstellten. Ob Songwriterin Ani DiFranco, die neapolitanische Folkgruppe Nuova Compagnia di Canto Popoplare, Fadosängerin Dulce Pontes oder Gabin Dabiré aus Burkina Faso: die unterschiedlichen Facetten der Weltmusik beeindrucken nicht nur durch kulturelle Vielfalt, sondern unterstreichen durch ihre Teilnahme auch die globale Bedeutung, die der Lösung der Probleme der armen Regionen der Erde beizumessen ist.

Wer solche Aussagen für Allgemeinplätze hält, der such in der aktuellen Tagespresse nach Informationen über den Fortgang der Aufräumarbeiten im Tsunami-Gebiet. Finden wird man wenig - bestenfalls Indizien für die Vergesslichkeit der veröffentlichten Meinung.

© Michael Frost, 05.03.2005

TRACKLIST
01. Susheela Raman: Sarasa
02. Teresa Salgueiro/Caetano Veloso: Misterio de Afrodite
03. Luigi Cinque & THO: Radiobaladid
04. Nuova Comgagnia di Canto Popolare: Gli occhi di Salgado
05. Gabin Dabiré: Siza
06. Dulce Pontes: Os Indios de Meia Praia
07. Uxia: Alala das marinas
08. Ani DiFranco: Cradle and all
09. Marlevar: Stella di Venere
10. David Tayorault: Street boys
11. Omara Portuondo: Drume negrita
12. Susana Baca: Negra presentuosa
13. Sainkho: Naked spirit
14. Lino Cannavacciuolo feat. Auli Kokko: Sang till Anita
15. Various Artists: Toma qu toma

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