Sie
gelten als die "neuen Lieblinge der Pariser Szene" (Pressetext),
aber ihren schönsten Song widmeten sie einer anderen Hauptstadt:
Madrid. Elegant, mondän und einer Triphop-inspirierten Mischung
aus jazzigem Retro-Sound und cooler Elektronik baut die Band den Song
auf: "Madrid // où sont tes icônes ..."
Die
Ikonen von Holden hingegen sind klar erkennbar. Es sind die Helden
des Nouvelle Chanson, denen sie verbunden sind, aber auch Klassiker
wie Françoise Hardy, an die manch einer sich erinnert fühlt,
wenn Band-Sängerin Armelle Pioline ihre melancholisch-sehnsuchtsvolle
Stimme erhebt. Latin, Lounge und Filmmusiken der 60er Jahre gehören
ebenfalls zu den Inspirationsquellen von Holden.
"Chevrotine"
ist das erste Album der Gruppe, das auch in Deutschland erscheint.
Und dabei ist ein Deutscher Produzent der Band: Uwe Schmidt, der allerdings
seit Jahren in Chile lebt, ist maßgeblich daran beteiligt, dass
Holden ebenso anregend wie unangestrengt klingt.
"Wir
wollen den Franzosen etwas in unserer Sprache geben, das nicht typisch
für das Chanson ist", sagen Holden. Mit ihrer Mischung aus
Jazz und Elektronica formuliert die Gruppe eher eine französische
Adaption zeitgemäßer Popmusik, als eine Art Bindeglied
zwischen Vincent Delerm, Air und dem frankophilen Triphop eines Jay-Jay
Johanson. Vermutlich aus diesem Grunde kommt Holden in Frankreich
besondere Bedeutung zu: sie führen verschiedene Genres zusammen
und entwickeln sie dadurch weiter.
Diese
progressive Herangehensweise ist wiederum typisch für die französische
Musikszene, die sich eigentlich nie mit dem Status Quo zufrieden gab.
Und deshalb spielt es auch keine Rolle, ob Holden über Madrid
singen, über "Tunis" (wie auf der zweiten Ausgabe der
LePop-Reihe) oder irgendeine andere Stadt - Paris schwingt immer mit.
©
Michael Frost, 10.05.2007