Vor 
          einigen Jahren veröffentlichte die französische Elektro-Band 
          Daft Punk ihr Album "Human after all". Jetzt bekommt ihre 
          CD ein Gegenstück: "Robots après tout" - Robots 
          after all. Philippe Katerine, 38-jähriger Paradiesvogel der französischen 
          Musikszene und Ehemann der ebenfalls bekannten Sängerin Helena 
          Noguerra, gefällt sich in der Rolle des Antipoden. Bringt die Nouvelle 
          Scène des Popchansons ständig neue hauchzarte Songpoeten 
          mit sanftem Schmelz in der Stimme hervor - er liefert das Gegenteil. 
           
          Geht 
            man von marktgängigen Voraussetzungen aus, war "L'apartement" 
            tatsächlich einer der wenigen Songs seines 1999 erschienenen 
            Doppelalbums "Les créatures et l'homme à trois 
            mains", das für die erste "Le pop"-Compilation 
            in Frage gekommen sein muss. Denn in der Hauptsache arbeitet Katerine 
            mit voller Kraft gegen diese Konventionen an. Zu seiner Vision postmoderner 
            Popmusik gehört die Überwindung des Herkömmlichen.
           
            Für das Cover von "Les creatures et ..." ließ 
            er sich nackt fotografieren, auf "Robots après tout" 
            trägt er ein rosafarbenes Trikot und einen zu engen Frauenslip. 
            Klappt man das Booklet auf, fällt der Blick auf geschmacklose 
            Highheels.
          Die 
            Musik entspricht dem äußeren Eindruck. Katerine, der Konzeptkünstler, 
            entwickelt das Absurde zum Stilelement. "Robots après 
            tout" thematisiert den ewigen Widerstreit von Mensch und Maschine. 
            Die Choreographin Mathilde Monnier entwickelte daraus bereits eine 
            Performance für das Tanztheater, was nicht wirklich überrascht, 
            denn das Album folgt erkennbar eigenen Gesetzen. 
          Pop, 
            Chanson, Funk, Drums&Bass und Trance sind für Katerine lediglich 
            Stichwortgeber, die weniger Grundlage seines Sounds, sondern vielmehr 
            als Zitate in seinen Sound eingebaut werden, Reliquien einer untergegangenen 
            Kultur der Popmusik, die im Kontext seiner Musik nur noch ironisch 
            wirken können. So ist Katerine heute wohl der wirklich innovative 
            Kopf und einer der wenigen wirklich Wilden der jungen Chansonszene, 
            weil er mit den Traditionen spielt, sie hinterfragt, ironisiert und 
            bricht, woimmer es ihm notwendig erscheint. 
          Die 
            Franzosen, so scheint es, haben dieses enfant terrible, dennoch in 
            ihr Herz geschlossen. Gleich viermal war Katerine mit "Robots 
            après tout" für den Victoire de la Musique, Frankreichs 
            wichtigsten Musikpreis, nominiert. Dass er schließlich dennoch 
            leer ausging, wird ihm wahrscheinlich nur Ansporn für weitere 
            Großtaten sein. Bis es soweit ist, kann man ihn übrigens 
            auch in Deutschland live erleben - vielleicht sogar im rosa Trikot? 
            
          © 
            Michael Frost, 25.03.2007
          KATERINE 
            Tourdaten
            
            29.03. 
            Köln, Stadtgarten
            30.03. München, Atomic Café
            31.03. Berlin, Kesselhaus