Alles 
            begann mit dem zauberhaften Lächeln der fabelhaften Amélie. 
            Untermalt wurde es von den verwunschenen Pianoläufen des nicht 
            minder fabelhaften Yann Tiersen, und dessen Soundtrack erreichte - 
            selten genug für ein französisches Album in Deutschland 
            - Goldstatus. Das Interesse war erwacht, und siehe da: Es offenbarte 
            sich ein ungeahnter Reichtum an kreativem Nachwuchs - Schätze 
            in Hülle und Fülle. 
          Rolf 
            Witteler und Oliver Fröschke, denen die im Herbst 2002 veröffentlichte 
            Compilation "Le Pop" zu verdanken ist, werden sich einst 
            rühmen können, die ersten gewesen zu sein, die den großen 
            Benjamin Biolay in Deutschland vorstellten. Oder Dominique A. und 
            Françoiz Breut, deren aktuelle Alben anschließend auch 
            bei uns veröffentlicht wurden; oder die Songwriterin Keren Ann, 
            deren Entdeckung noch bevorsteht. 
          "Le 
            Pop 2", die Fortsetzung des im vergangenen Jahr begonnenen Projekts, 
            ist eine der seltenen Fortsetzungen einer Compilation, die sich nicht 
            nur aufgrund des Publikums- und Kritikererfolg des Vorgängers 
            rechtfertigt, sondern auch durch ihren Inhalt. Denn wiederum gibt 
            es zahlreiche, in Deutschland völlig unbekannte Nachwuchskünstler 
            zu entdecken, viele von ihnen echte Debüttanten. Albin de la 
            Simone ("Du Bon-Côté") beispielsweise hatte 
            bis vor kurzem noch nicht einmal einen Plattenvertrag. Oder Toog: 
            Der Elsässer war bereits auf "Le Pop 1" vertreten, 
            obwohl er selbst in Frankreich als unbekannt gilt, da er seine bisherigen 
            Alben in den USA veröffentlichte.
          Die 
            gesamte Auswahl auch des zweiten Teils von "Le Pop" unterstreicht 
            die Hartnäckigkeit von Rolf Witteler und Oliver Fröschke. 
            Stärker noch als der erste Teil ist "Le Pop 2" den 
            jungen, zum Teil noch nicht vollends etablierten Trends gewidment. 
            Bei aller Unterschiedlichkeit der sechzehn Bands und Interpreten ist 
            dennoch ein roter Faden erkennbar. Die französische Szene wurzelt 
            im Chanson, mixt ihn jedoch nach eigenem Gusto in verschiedener Dosis 
            mit internationalen Trends aus Pop, Electronica, Weltmusik, Drums&Bass 
            und Jazz. Dadurch, dass sich viele Bands auf die Musik der 60er und 
            70er Jahre beziehen, wirkt ihr Sound trotz der aktuellen Arrangements 
            oft charmant rückwärts gewandt.
          "Superflu" 
            beispielsweise. Die Band aus Lille besticht durch ihren charmanten 
            Retrosound mit Hammond-Orgel, Streichern, Bläsern und süßlichem 
            Gesang ("Tchin Tchin"). Oder April March. Nach Jane Birkin 
            ist sie vermutlich erst die zweite Sängerin englischsprachiger 
            Herkunft mit frankophiler Ader. Ihr mit Bertrand Burgalat produziertes 
            Album "Triggers" erscheint parallel auch in Deutschland. 
            
          Auch 
            Jérôme Minière und Mathieu Boogaerts waren bereits 
            auf dem ersten Teil von "Le Pop" zu hören. Die Compilation-Macher 
            scheinen die ihre Bedeutung damit unterstreichen zu wollen, vielleicht 
            in der berechtigten Hoffnung, dass ihre Alben endlich auch in Deutschland 
            veröffentlich werden. Dieser Wunsch ließe sich problemlos 
            auf weitere Beteiligte erweitern: Vincent Delerm, der eher ein Vertreter 
            des klassischen Chansons ist, die Independent-Band Mickey 3D oder 
            auch das Duo Lazzi aus Lille. 
          Und 
            auch auf Superstar Benjamin Biolay muss man auf "Le Pop 2" 
            nicht ganz verzichten. Zwar ist er nicht selbst zu hören, dafür 
            aber seine jüngere Schwester Coralie Clément, für 
            die Biolay 2001 ein luftig-leichtes Bossanova-Album produzierte. Auch 
            hierfür gilt nur ein Prädikat: Fabelhaft.
          Michael 
            Frost, 04. Oktober 2003
          
            01. Pascal Parisot - Ca Alors 
            02. Jérôme Minière - Les Yeux Tout Autour De La 
            Tête 
            03. Coralie Clément - Samba De Mon Coeur Qui Bat 
            04. Roméo - Charlotte 
            05. Superflu - Tchin Tchin 
            06. Holden - Tunis 
            07. Albin de la Simone - Du Bon-Côté 
            08. Toog - Retour À Capri 
            09. Mathieu Boogaerts - L'Espace 
            10. April March - Le Code Rural 
            11. Lazzi - Le Canon Des Sourds 
            12. Olivier Libaux - L'Heroine Au Bain (avec Héléna 
            et Katerine) 
            13. Toma - Facile 
            14. Mickey 3D - Si J'Étais Toi 
            15. Vincent Delerm - Cosmopolitan (avec Irène Jacob) 
            16. Camille - 1,2,3