Oliver 
            Fröschke und Rolf Witteler, die beiden Verantwortlichen der bisher 
            erschienenen "Le Pop"-Compilations, stehen nach eigenem 
            Bekunden vor einem "Luxus-Problem": "Noch nie war die 
            Auswahl hervorragender neuer Songs größer als bei der Zusammenstellung 
            dieser Compilation", stöhnen die beiden Musikexperten. 
          "Le 
            Pop 3" (eigentlich schon Nummer 4, wenn man den im letzten Herbst 
            veröffentlichten Sampler "Le Pop en Duo" mitzählt), 
            ist tatsächlich wieder voller Entdeckungen, und meistenteils 
            handelt es sich um solche, die man vorher in Deutschland nicht machen 
            konnte: Bertrand Betsch, Bastien Lallement und Bertrand Belin beispielsweise, 
            die sich des "Neo-Chanson" wahlweise aus elektronischer, 
            jazziger und latin-inspirierter Perspektive nähern. 
          Liebhaber 
            der neuen französischen Musikszene (und solche, die es werden 
            wollen) finden nach wie vor keine bessere Informationsquelle als die 
            "Le Pop"-Compilations. Inzwischen stellen die Künstler 
            sogar Titel zur Verfügung, die noch nicht einmal in Frankreich 
            veröffentlicht sind: "Tabatha" von Toma, "Pas 
            ce soir" von Thierry Stremler und "Les copines d'abord" 
            von Frédérique Dastrevigne. Gerade der letztere Titel 
            ist ein Beispiel für das ironische Verhältnis der Nachwuchsstars 
            zu den Altvorderen ihrer Zunft: Dastrevigne spielt damit auf einen 
            berühmten Georges Brassens-Titel an: "Les copains d'abord". 
            
          Sie 
            macht damit gleichzeitig den Anspruch deutlich, dass das Neo-Chanson 
            keine Männerdomäne ist. Auch auf "Le Pop 3" werden 
            einige der interessantesten Beiträge von Frauen beigesteuert: 
            Camille etwa, deren Album "Le Fil" vor wenigen Wochen bereits 
            in Deutschland veröffentlicht wurde, und Francoiz Breut, deren 
            aktuelles Album "Une saison volée" in Kürze 
            erscheinen wird, übrigens auf dem eigens gegründeten "Le 
            Pop"-Label. 
          Dort 
            veröffentlichten Frösche und Witteler bereits zwei Alben 
            des in Kanada lebenden Jérôme Minière, und parallel 
            zu Francoiz Breut gelang es ihnen auch, erstmals ein Album des großartigen 
            Mathieu Boogaerts in Deutschland herausbrigenen zu können. Selbstverständlich 
            befindet sich ein Vorgeschmack auf alle drei Genannten auch auf "Le 
            Pop 3". 
          Aus 
            dem Trend, der vor drei Jahren mit dem ersten Sampler dieser hervorragenden 
            Reihe dokumentiert wurde, ist längst eine etablierte Strömung 
            innerhalb der französischen Musiklandschaft geworden, die selbst 
            einige der Klassiker des Chansons (Juliette Gréco, Jane Birkin, 
            Francoise Hardy) erfasste und ständig neue Talente hervorbringt. 
            Schon deshalb wird es (hoffentlich) auch in den nächsten Jahren 
            nicht möglich sein, das "Luxus-Problem" des immer umfangreicheren 
            Angebots neuer Musik zu lösen - es sei denn durch die Fortsetzung 
            ihrer exquisiten Serie.
          
          Michael 
            Frost, 04. Oktober 2005
          
            01. Bertrand Betsch - Pas De Bras, Pas De Chocolat
            02. Stefie Shock - Un Homme À La Mer
            03. Camille - Baby Carni Bird
            04. Mathieu Boogaerts - Keyornew
            05. Albin de la Simone - J'ai Changé
            06. Frédérique Dastrevigne - Les Copines D'abord
            07. Toma - Tabatha
            08. Alexis HK - Nous Sommes Revenus
            09. Bertrand Belin - Terminus Le Tréport
            10. Jérôme Minière avec Lhasa - Un Magasin Qui 
            N'Existe Pas
            11. Bastien Lallemant - L'Innocence
            12. Thierry Stremler - Pas Ce Soir
            13. Mickey 3D - Rodéo
            14. Françoiz Breut - La Boîte De Nuit
            15. Vincent Delerm - Les Filles de 1973 Ont Trente Ans
            16. Pierre Lapointe - Debout Sur Ma tête