Den 
            Untertitel "The best in French Alternative Music" (warum 
            eigentlich in englischer Sprache?) hat die Compilation-Reihe "Le 
            Tour" mit ihrer dritten Ausgabe abgelegt. "Le Tour 3" 
            zeigt nämlich, wie sehr die französische Popmusik dieser 
            Tage im Mainstream aufgegangen ist. Selbst eine experimentierfreudige 
            Musikerin wie Emilie Simon fügt sich hier nahtlos ein - und von 
            ihr ist es nur ein kleiner Schritt zum charmant-betulichen Chanson 
            einer Sandrine Kiberlain. 
          Insgesamt 
            neunzehn Stücke versammelt die neue "Le Tour"-CD, die 
            Thomas Bohnet, DJ und Erfinder der "Tour de France"-Clubnächte, 
            die er inzwischen regelmäßig nicht nur in München, 
            sondern auch in Berlin veranstaltet, auf ihre Tanztauglichkeit getestet 
            haben will. Doch hierin ist der rote Faden des Albums nicht zu finden. 
            
          Tatsächlich 
            teilt sich die CD in verschiedene Abschnitte. Im ersten Teil stößt 
            man auf - vorwiegend weibliche - Pop/Chanson-Interpreten, darunter 
            die bereits erwähnte Emilie Simon, außerdem Anaïs, 
            Florent Pagny und Marc Lavoine. Den Übergang zum zweiten Teil, 
            in dem Multikulti-Sounds wie Reggae, Ska und Folk dominieren, bildet 
            Akkordeon-Pop mit der hierzulande erstmals eingeführten Band 
            "La rue ketanou". Babylon Circus dagegen sind längst 
            keine Unbekannten mehr. Der explosive Ethnopunk-Sound der bunten Truppe 
            aus Lyon infizierte längst auch das deutsche Publikum. 
          Im 
            folgenden Abschnitt gibt es freundlich-harmlosen Pop mit Ethno-Einschlag. 
            Pauline Croze, Sandrine Kiberlain, Dobacaracol und Sinsemilia verbreiten 
            heitere Stimmung, doch von nachhaltiger Wirkung ist keiner ihrer Beiträge.
          Damit 
            ist die Schwierigkeit dieser dritten "Le Tour"-Folge bereits 
            beschrieben. Denn anders als bei der ersten - und auch noch der zweiten 
            - Ausgabe oder den vergleichbaren "Le Pop"-Compilations 
            scheint sich die Zahl bemerkenswerter Neuentdeckungen aus dem französischsprachigen 
            Raum langsam zu erschöpfen. Wohl deshalb greift Thomas Bohnet 
            auf Interpreten zurück, die schon auf seiner vorigen Compilation 
            zu hören waren: Cali, Rachid Taha und Phonoboy.
          Sie 
            besetzen den letzten Teil der "Tour" Nummer 3, in dem es 
            dann - endlich - zur Sache geht: das Tempo wird schneller, der Sound 
            lauter, die Stimmen markanter. Und wenn dann zum Abschluss Core 22 
            ihre Adaption des Gainsbourg/Birkin-Klassikers "Je t
            'aime - moi non plus" zum Besten geben, dann geht eine Tour zu 
            Ende, in deren Verlauf manch nettes Stück zu hören war, 
            allein: die ganz großen Entdeckungen sind nicht mehr darunter. 
            Doch die sind im Mainstream auch nicht zu erwarten. 
          
            01 
              La position du tireur couché: Bête
              02 Anaïs: Mon coeur mon amour
              03 Emilie Simon: Fleur de saison
              04 Olivia Ruiz: J'traine des pieds
              05 Florent Pagny: Ma liberté de penser
              06 Marc Lavoine feat. Bambou: Dis-moi que l'amour
              07 La Rue Ketanou: Les hommes que j'aime
              08 Babylon Circus: J'aurais bien voulu
              09 Ridan: Le quotidien
              10 Sinsemilia: tour le bonheur du monde (Radio Edit)
              11 Dobacaracol: Étrange
              12 Sandrine Kimberlain: Y'a du monde
              13 Pauline Croze: Mis à nu
              14 Dionysos: Tes lacets son des fées
              15 Cali: Je m'en vais (après Miossec)
              16 Rachid Taha: Rock el Casbah
              17 Phonoboy: Pas de temps (LeTour Mix)
              18 The Lovers: Bring your chaos
              19 Core22: Je t'aime (moi non plus)