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Schritt nach vorn


Ja, es ist wirklich ein "step forward", den Juan de Marcos mit seinem gleichnamigen Album unternimmt. Es trägt die Nummer "0001" im Katalog seines jüngst gegründeten Labels, der ersten unabhängigen Plattfirma Kubas, die er unter dem Namen "DM Ahora! Records" betreibt.

De Marcos gilt seit Jahren als einer der profiliertesten Musiker seines Landes. Seit 1997 zeichnet er - zunächst für das britische Label "World Circuit" - für Veröffentlichungen verantwortlich, die schnell zu Weltruhm gelangten, darunter die Alben der "Afro Cuban All Stars", die im Umfeld des Buena Vista Social Club den Sound der 50er auferstehen ließen. Deren Protagonisten, brachten den Sound Havannas nach Europa, wo die Begeisterung für den "Són Cubano" seither nicht mehr abreißt, und einigen von ihnen ist "Step forward" auch gewidmet: Compay Segundo, Celia Cruz, Ruben Gonzalez und Ibbae.

"Mit DM Ahora' will Marcos die ganze Vielfalt kubanischer Musik aufdecken, die seiner Meinung nach viel reicher und größer ist, als man außerhalb der Insel weiß", heißt es viel versprechend im Label-Porträt. Doch am Anfang steht der Label-Chef in eigener Person. Sein Album "Step forward" dient dabei der Positionsbestimmung und der Vorbereitung weiterer Veröffentlichungen. Denn im Gegensatz zu den oft folkloresk wirkenden Kuba-Sounds, die wir in Europa wahrnehmen, zeigt sich Marcos hier nämlich von einer Seite, die man bestenfalls von seinem exilierten Kollegen Paquito d'Riveira kennt: die des begnadeten Latin-Jazz-Fusion-Künstlers.

Marcos präsentiert sein rhythmisches Kaleidoskop aus Boleros, Sons, Batumbatas, "Contradansse" und "Afro-cuban Jam" auf hochprofessionellem, fast klassischem Niveau. Fast fünfzig Gastmusiker fanden auf dieser Produktion Platz, darunter sicherlich auch solche, die künftig mit eigenen Produktionen von sich reden machen werden, etwa die Absolventen der klassischen Musikschulen Havannas.

Wird dieses Niveau dauerhaft etabliert werden können, wird das "DM Ahora!"-Label noch für einigen Wirbel sorgen. Denn bereits auf dieser ersten Veröffentlichung verbinden sich Elemente aus Latin, Jazz und Klassik zu komplexen und spannungsvollen Klangformen, die weit über gängige Klischees der so genannten "Weltmusik" hinausgehen. Der "step forward" besteht schlussendlich also nicht nur in der Gründung der eigenen Firma, sondern, wie Marcos selbst im Booklet schreibt, "auch in der Verwirklichung eines lang gehegten Traumes", in dem die legendären Sounds der 50er Jahre von einer neuen Generation kubanischer Musiker aufgegriffen und weiter entwickelt werden.

© Michael Frost, 26.04.2005

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Buena Vista Social Club, Omara Portuondo, Eliades Ochoa, Compay Segundo, Ry Cooder

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