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Stimmgewaltig


Es kommt vor, dass man beiläufig eine neue CD einlegt, von jemandem, den bzw. die man vorher nicht kannte, nicht übermäßig gespannt, die Musik eigentlich nur im Hintergrund hören will, aber dann plötzlich, kaum nach den ersten Tönen, alles andere beiseite legt und erst einmal genießt. Möglicherweise handelt es sich dann um "Sepia", das Debüt-Album der in Paris lebenden Coco Mbassi, die aus dem Kamerun stammt und mit einer Stimme gesegnet ist, die den grauen Alltag vergessen lässt.

Coco Mbassi lebt seit 1983, als sie 18 wurde, in Paris. Vorher hatte sie in ihrer Heimat in den Kinos gesungen. In Frankreich begann sie ihre Karriere als Background-Sängerin z.B. für Salif Keita, Manu Dibango und Dee Dee Bridgewater. 1996 jedoch beteiligte sie sich mit einer eigenen Komposition an einem Musikwettbewerb von Radio France International - und wurde "entdeckt". Dennoch: Erst 2001 stellte sie mit "Sepia" ihr erstes Solo-Album fertig.

"Sepia" verlässt sich ganz auf den Gesang Coco Mbassis. Die Melodien benötigen zur vollen Entfaltung ihrer Atmosphäre kaum Instrumente, und wenn doch, dann werden sie nach den Prinzipien des Minimalismus eingesetzt, sparsam und vorsichtig - bei umso größerer Wirkung.
Konsequent beginnt Coco Mbassi mit einem A-Capella-Stück, "Mbaki".

Fast alle Titel und Arrangements stammen aus ihrer eigenen Feder. Mit einer Ausnahme singt Coco Mbassi auf "Sepia" in ihrer Muttersprache Duala, nur in "Profunda Sensaçao" geht es zu wie beim brasilianischen Karneval.

Ansonsten verlassen die Titel die westafrikanische Heimat Coco Mbassis nicht, aber sie lässt europäische Einflüsse zu und verschmilzt beides zu sehr ungewöhnlichen Arrangements, z.B. in "Mundene", wo sie westafrikanischen Chorgesang auf klassische Streichersätze treffen lässt, die gemeinsam eine spannungsgelandene Atmosphäre voller überraschender Klangerlebnisse schaffen. Außerdem experimentiert mit der Wirkung von Klavierbegleitung oder Saxophon, lotet die Grenzen von afrikanischen Rhythmen, Jazz, Blues und Klassik aus.

In ihrer Vielseitigkeit bewegt sie sich stimmlich und musikalisch etwa zwischen dem Temperament einer Angélique Kidjo und dem coolen Blues von Sade, aber mit deutlich eigenen Charakteristika, die "Sepia" zu einem besonderen Erlebnis machen.

Michael Frost, 24. November 2001

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Am 2. Dezember ist Coco Mbassi im ZDF zu sehen: In "Willemsens Musikszene" gibt es ein Interview und einen Bericht von ihrem Konzert am 7. November in Bremen !

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