Man
ist es ja gewohnt von Xavier Naidoo: melancholische Sounds, bibelfeste
Texte und jede Menge soulige Rhythmen. Und auch jetzt, nachdem sich
der Freizeitheilige von seinem Entdecker und einstigem Freund Moses
Pelham und dessen Plattenfirma 3P trennte, schlägt er erst auf den
zweiten Blick eine neue Richtung ein. Das Debutalbum der "Söhne Mannheims"
bietet also nicht wirklich etwas überraschend Neues. Hörenswert ist
es aber trotzdem.
Bereits
vor ein paar Jahren gründetet Naidoo zusammen mit 16 anderen Musikern
seiner Heimatstadt das Projekt "Söhne Mannheims". Vorrangig auf Festivals,
Konzerten und in kleinen Clubs machte sich die Combo einen Namen als
Liveband - Studioarbeit war nicht eingeplant. Doch als es dann im
Lager der Pelham Power Productions zu kriseln begann, stampfte Xavier
sein eigenes Label aus dem Boden. Die "Söhne" hatten somit endlich
ein Zuhause, dank Gerichtsurteil auch die Erlaubnis, eigenes Material
unter die Leute zu bringen und natürlich die große Motivation, es
dem als Erzfeind auserkorenen Frankfurter "Gangstarapper" heimzuzahlen.
Die
erste Single "Wir haben Euch noch nichts getan" krebste allerdings
ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen noch irgendwo im Untergrund herum.
Doch schon im Text kündigten die "Söhne Mannheims" an, dass von nun
an mit ihnen nicht mehr zu spaßen wäre. Frömmigkeit hin oder her -
das Dissen hatte Xavier von seinem Ziehvater Moses gut gelernt. Zwar
tat er es scheinbar ein wenig hinter vorgehaltener Hand und metaphorisch
verschleiert, aber die Bezeichneten konnten sich dennoch problemlos
wiedererkennen. "Keiner kann uns übergehen" hieß das Motto. Und das
zieht sich nun auch als roter Faden durch die 13 Tracks des Debutalbums
der Truppe, das den hochtrabenden Namen "Zion" trägt.
Deutlich
seltener dreht es sich hierin um die große Liebe mit all ihren Ups
and Downs, die noch in Xaviers Erstlingswerk bei der Rödelheimer Community
"Nicht von dieser Welt" die zentrale Rolle spielte. Angepasst an die
derzeitige Situation, dem Erklimmen des "Thrones" der deutschen HipHop-Soul-Pop-was
auch immer-Szene, sind die Texte auf "Zion" vorrangig kämpferischer
Natur und mit der Einstellung "Du schaffst alles, wenn Du nur willst
und glaubst" behaftet.
Der
düstere Sound, der fast allen Songs gemein ist, entspricht zwar nicht
unbedingt dem vorgegebenen Tatendrang, doch die Jungs scheinen damit
ihr Ziel zu erreichen: Single Nummer 2 "Geh davon aus..." im typischen
Herz-Schmerz-Strickmuster stieg hoch in die Charts ein. Die alte Fangemeinde
hat Xavier also aus den 3P-Zeiten herübergerettet. Da Gott sei Dank
die "Söhne Mannheims" aber nicht nur aus Xavier Naidoo bestehen, auch
wenn er als Labelchef wohl den meisten Einfluss auf die Musikgestaltung
der Combo hat, gewinnt die Band vielleicht sogar noch ein paar neue
Anhänger dazu. Zwischen die obligaten Balladen und Melancholie-Songs
mischen sich nämlich auch spannende Soundexperimente von 2Step ("Jah
is changing all") bis Reggae ("The power of the sound").
Alles
in allem ist "Zion" ein gut hörbares Album, das hervorragend in die
nasskalte Herbst- und Winterzeit passt. Als Hörer sollte man nur nicht
allzu viel Wert auf Schnörkellosigkeit legen...
"Die
Söhne Mannheims: Zion" ist eine Gast-Kritik
von Inga Stumpf / Dezember 2000
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