Nahezu
jede Kultur kennt ihren beschwörenden, tranceartigen Rhythmus:
die Schamanengesänge der Sami, afrikanische Percussions, türkische
Sufi-Tänze, marokkanischer Gnawa-Gesang. Meistens sind die hypnotischen
Sounds religiösen Ursprungs, doch insbesondere im Westen gilt auch
in der Musik das Prinzip der Säkularisierung: House, Trance, Dance
und Techno berufen sich auf ihre eigenen Götter.
Was
nun, wenn alle - oder wenigstens einige - dieser unterschiedlichen
Stile aufeinandertreffen oder gar verschmelzen? Den Versuch unternimmt
die vielköpfige Band "Studio Pagol". Das Kollektiv,
das von zwei Belgiern (Jazz-Schlagzeuger Marc van Eyck und Multi-Instrumentalist
Philippe Boulon) gegründet wurde, besteht aus Musikern aus allen
Himmelsrichtungen: "ein virtuoser Bangladeshi, eine Castafiore
aus Tanger, ein Percussionist aus Haiti, eine V-Jay aus Vietnam, eine
belgisch-marokkanische Diva, eine äthiopische Sängerin (...)"
(Pressetext) usw. usf.
Mit
Tablas, Computern und einem babylonischem Sprachgewirr beschwört
das Soundkollektiv seine ganz eigene Vision eines globalen Dance-Rhythmus,
dessen Ursprung kaum mehr auszumachen ist - nahezu jeder Mensch findet
in der Musik ein vertrautes Element, egal woher er stammt.
Im
Genre der so genannten Weltmusik bietet Studio Pagol sicher eine neue
Klangfarbe. Der Versuch, kulturübergreifende Gemeinsamkeiten
auszuloten, stellt das Projekt auf eine Ebene mit Bands wie Asian
Dub Foundation, Transglobal Underground, Afro Celt Sound System oder
Afrocuban Allstars.
Dank
der Veröffentlichung von "Pagol" kann nun nachvollzogen
werden, ob die Eigenheiten der einzelnen Zutaten auch in der Mischung
ihre Wirkung entfalten: tranceartige Zustände, Verzückung
und durchfeierte Partynächte, egal ob in Rabat, Brüssel
oder Bombay.
©
Michael Frost, 00.00.2004