© Klaus Tietz/Virtualvision.de

Kai Bussenius (dr), Lucas Lindholm (b), Michael Wollny (p)

Volles Haus im
"Caspar David"

Kai Bussenius Trio auf Release-Tour


Volles Haus im "Caspar David": In Bremerhavens Jazz-Kneipe trat am 08. Januar das Kai-Bussenius-Trio auf. Auf der vorletzten Station einer Release-Tournee durch 12 norddeutsche Städte anlässlich ihres CD-Debüts "This Town" zeigten der 26-jährige Pianist Michael Wollny, der NDR-Bigband-Veteran Lucas Lindholm (Kontrabass) und Drummer Kai Bussenius, dass amerikanischer Swing keine Sache von vorgestern ist.

Die Standards aus dem "Great American Songbook" wirkten hier entschlackt und frisch, der Mann am Piano sorgte mit virtuoser Fingerfertigkeit für allerfeinste Farben, der Schlagzeuger für einen kräftig groovenden Rhythmusteppich, Lucas Lindholm für durchgehend temporeiche Bassläufe. Trotz Kneipenatmosphäre exzellent im Zusammenspiel, drehten die drei nach der Pause richtig auf: Der Funken war übergesprungen, am Ende erklatschte das begeisterte Publikum zwei Zugaben, die mit einer kongenialen Version von Thelonious Monks ruppigem "Straight no chaser" - sinngemäß: pur - ohne Wasser - ihren Höhepunkt erreichten.

Die Live-Versionen des Trios klingen noch lebendiger als ihre Studioaufnahmen. Jazz pur - unverwässert, ohne eine Spur von falschem Sentiment. Trio-Gründer Bussenius, der zur Zeit mit einem DAAD-Stipendium in New York lebt, und Nachwuchspianist Wollny sprachen in der kurzen Konzertpause mit CD-KRITIK.DE.

Ist es für Jazzer ein Muss nach New York zu gehen?

Kai Bussenius: Nein, aber für mich war es ein Muss, weil es immer der amerikanische Jazz mit seinen Swing-Elementen war, den ich machen wollte. Natürlich kann man die CDs auch alle kaufen, aber wenn du diese Musiker live spielen siehst, dann erst siehst du ihre Energie, und du begreifst: Sie lassen auch mal die Sau raus.

Das bedeutet...?

Bussenius: Bei uns ist der Jazz sehr akademisch, viele Leute versuchen, keinen falschen Ton zu spielen, dort lassen sie sich mehr fallen, sie leben für den Moment.

Ist es nicht unverfroren als Anfänger ausgerechnet die viel zitierten amerikanischen Standards aufzunehmen?

Bussenius: Einerseits ja, andererseits: Mir gefallen diese Stücke und ich wollte sie unbedingt spielen. Genau genommen sind auch diejenigen Musiker unverfroren, die nur eigene Stücke spielen.

Ist es schwer, sich als unbekannte Formation einen Namen zu machen?

Bussenius: Ja, du gerätst auch schnell wieder in Vergessenheit. Man muß immer dran bleiben, das heißt, ein- bis zweimal im Jahr eine Tournee machen. An der Queens-University in New York haben wir im Business-Seminar gelernt, dass dein Name mindestens sieben mal gefallen sein muss, dass Redakteure ihn mindestens sieben mal auf dem Tisch gehabt haben müssen, bis er sich einprägt.

Hat Jazz eine Zukunft?

Bussenius: Bei vielen Gruppen in Deutschland vermisse ich den Swing, aber genau diese Musik möchte ich gern erhalten. Ich möchte bei dieser Mischung bleiben, so wie Art Blakey, der neben neuen Sachen immer auch die alten Swing-Titel gespielt hat. Das hat auch zur Folge, dass sich alt und jung von der Musik angesprochen fühlen.

Kai Bussenius (dr)

© Klaus Tietz/Virtualvision.de
Michael Wollny (p)
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Lucas Lindholm (b)

 

© Klaus Tietz/Virtualvision.de
Hans Happel (cd-kritik.de, li.)
im Gespräch mit Kai Bussenius
© Klaus Tietz/Virtualvision.de

Michael Wollny (p)

Das Gespräch führte
Hans Happel/cd-kritik.de
© Fotos: Klaus Tietz/virtualvision.de


Michael Wollny, Sie haben jetzt in anderer Trio-Zusammensetzung eine CD veröffentlicht, auf der Sie sich entschieden für experimentelle Formen des Jazz öffnen. Ist das ein Abschied von der Tradition?

Michael Wollny: Nein. In verschiedenen Gruppen herrschen verschiedene Sprachen. Jazz ist für mich eine Art Lebensgefühl, eine Art, mit musikalischen Sprachen umzugehen. Als Musiker stelle ich eine bestimmte Form in meinen Dienst, um mich auszudrücken, und das wird hoffentlich auch in 100 Jahren nicht anders sein: Jazz bedeutet: frei von Konventionen, frei von Gesetzen, vor allem: frei von Klischees. In 100 Jahren wird diese Musik noch immer genauso spannend und innovativ sein wie heute.

 
Aktuelles Album:
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Kai Bussenius Trio:
This Town
 
Wollny/Kruse/ Schaefer:
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