Es 
          ist nicht sein neuestes Album, aber möglicherweise sein bestes: "Diario" 
          (Tagebuch), das zum damaligen Zeitpunkt sowohl bekannte Lieder des Rock-Poeten 
          Carboni enthielt als auch neues Material, außerdem Live-Material, das 
          Luca Carboni und Jovanotti während einer gemeinsamen 1992er Italien-Tournee 
          aufzeichnen ließen.  
          "Diario" 
            mit seinen vierzehn Titeln ist eine vielseitige Angelegenheit. Sanfte 
            Balladen und rockige Sounds wechseln einander ab. Carboni, einer der 
            anspruchvolleren und trotzdem bzw. deswegen (je nach Sichtweise) erfolgreichsten 
            Cantautori Italiens, zeigt auf diesem Album alle Facetten seines musikalischen 
            Universums zwischen besonnenen Balladen, Pop und Rock, gleitet im 
            Gegensatz zu manchem seiner Kollegen nie ins Pathetische oder gar 
            Kitschige ab. 
          Gerade 
            die Zusammenarbeit mit Jovanotti, der in Italien zum Zeitpunkt der 
            Aufnahmen für "Diario" gerade seine ersten Hits feiern konnte, macht 
            die Originalität des Albums aus, dessen Spannung oft in der Wechselwirkung 
            zwischen den melodiösen Pop-Rock-Rhythmen Carbonis und Jovanottis 
            Faible für energetischen Hiphop liegt. Besonders deutlich wird die 
            gelungene Zusammenarbeit beim Remix der beiden Titel "Le storie d'amore 
            / Puttane e spose". 
          Nicht 
            minder begeisternd, aber ganz anders klingt dagegen die gemeinsam 
            live nur mit akustischer Gitarre vorgetragene Version des "Extreme"-Hits 
            "More than words", den Carboni/Jovanotti zu einem bissigen und zum 
            Teil selbstironischen Polit-Weihnachtslied ("O è natale tutti i giorni") 
            verarbeiteten; übrigens nicht das einzige Stück mit politischen Botschaften 
            gegen Korruption, Gewalt und Rassismus. 
          Ein 
            echter Klassiker ist auch "Farfallina", dass sich mit zurückgenommenen 
            Beats ganz auf die Wleicht raue und doch sensibel-melancholische Stimme 
            Carbonis verlässt. 
          Das 
            treibende "Mare Mare" und das verträumte "Primavera", beide mit gefühlvollen 
            Bläsersätzen, haben auch Jahre nach der Aufnahme nichts von ihrer 
            Frische eingebüßt. Vielleicht ist hier doch einmal eine gegen jede 
            "political correctness" verstoßende und durch nichts zu beweisende 
            klischeehafte Äußerung zulässig: Über das Meer und Frühling singt 
            niemand schöner als Italiener ... 
          AG 
            / 28.07.2001