Kein 
          Wort soll an dieser Stelle über die 80er Jahre verloren werden, über 
          New oder Dark Wave oder gar über Gothik, alles Rubriken, in die The 
          Cure gern eingeordnet werden, obwohl sie eigentlich nie etwas anderes 
          waren als eine verdammt gute und innovative Rock-Band, die es immer 
          wieder verstand, aktuelle Musikströmungen aufzugreifen und in den stets 
          unverwechselbaren Cure-Sound zu integrieren.  
          Cure 
            ist eigentlich keine Band, sondern ein Projekt von Robert Smith, kreativer 
            Kopf und Frontmann seit nunmehr über zwanzig Jahren, der trotz x-facher 
            Umbesetzung der Band für ihren stetigen Wiedererkennungswert sorgt. 
            Schwierig auszumachen, wie groß der Einfluss der anderen Bandmitglieder 
            auf die musikalische Richtung von The Cure ist - bzw. ob es überhaupt 
            einen gibt. 
          Mal 
            traurig, mal heftig, mal flippig und verspielt; Cure experimentiert 
            immer neu mit allen nur denkbaren Genres populärer Musik – zuletzt 
            auf „Wild mood swings “ (1996) mit lateinamerikanischen Bläser-Sätzen, 
            aber mit "Bloodflowers" perfektionieren Smith und sein derzeitiges 
            Gefolge den Cure-Sound von einst und nehmen ihn mit ins neue Jahrtausend 
            – kraftvoll, kreativ und energiegeladen, wie man es von einer Band, 
            deren Zenith man längst überschritten glaubte, nicht erwartet hätte. 
            
          "Bloodflowers", 
            nach Auskunft von Smith in der Tradition der Cure-Alben "Pornography" 
            (1982) und "Disintegration" (1989), ist eines der konsequentesten 
            Alben der Band. Kommerzielle Verwertbarkeit kann nicht das Ziel gewesen 
            sein, die Titel verweigern sich oberflächlicher Rezeption. "Bloodflowers" 
            ersetzt Mode durch Musik und überwältigt durch einen Wall 
            von Klängen, pulsierende Gitarren-Riffs ("Watching me fall") 
            und Smiths typisch melancholischen, wehmütig klagenden Gesang 
            ("Last day of summer").
          Im 
            besten Sinne ist Cure eine zeitlose CD-Aufnahme gelungen, deren tatsächliche 
            Qualität vielleicht erst retrospektiv erkannt werden wird. Auf 
            der im Frühjahr abgelaufenen Europa-Tour jedenfalls haben Cure 
            wieder vor ausverkauftem Haus gespielt und ihr Publikum mit der Betonung 
            ihrer düsteren rockigen Seite, die auf "Bloodflowers" 
            vorherrscht, begeistert.
            
            
           
            MF / 30. September 2000