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Großes Kleinod


Weniger ist ja bekanntlich manchmal mehr. Das Motto hat auch in der Musik seine Berechtigung: Man muss nicht ständig alle Register eines großen Orchesters ziehen, um ein Höchstmaß an Atmosphäre zu erreichen. Oft reichen schon ein bis zwei Gitarren, leises Schlagzeug und eine einfühlsame Stimme, und schon fühlt man sich umgeben von fragilen Melodien, sanfter Sonntagmorgenstimmung und verhaltener Melancholie.

Wem diese Stimmung lieb und teuer ist, der wird von "A minor Revival" hingerissen sein. Das Album des australischen Duos mit dem schönen Namen "Sodastream" ist ein wahres Kleinod, eine Perle zeitgenössischen Songwritings.

Karl Smith (Gesang, Gitarre) und Pete Cohen (Kontrabass) stammen aus Perth, leben aber seit einigen Jahren in Australiens Metropole Melbourne. Von dort aus begeben sie sich mit "A minor Revival" mitten in den Strom der "Quiet is the new Loud"-Bewegung, die von europäischen Bands wie Kings of Convenience oder Turin Brakes ausgerufen wurden.

Doch auch der bezaubernde Folkpop der schottischen Belle & Sebastian schimmert durch die leisen und zerbrechlichen Harmonien von Sodastream hindurch; Karl Smiths prägnanter Gesang dagegen erinnert deutlich an den Norweger St. Thomas ("Hey Harmony").

Ergänzt um den warmen Klang einer Viola (J. Walker), Trompete (Rob Calder) oder Percussions (Marty Brown), die den sanften Balladen vorsichtigen Rhythmus einhauchen, entfalten die Songs von Sodastream eine Anziehungskraft, die ihren Ausgangspunkt in der Ruhe nimmt - und sich ansonsten auf die atmosphärische Wirkung der leisen Poesie der Texte verlässt. Smith wendet sich in ihnen immer wieder in direkter Rede an eine zweite Person, als handelte es sich bei den Stücken um eine Sammlung persönlicher, manchmal intimer Korrespondenz mit festem Adressaten.

So erscheint "A minor Revival" schließlich durchdachter, strukturierter und rationaler, als es der erste Eindruck vermuten ließ: Es begeistert auch unter der luftigen Oberfläche.

Und da "A minor revival" bereits Sodastreams dritte CD ist, ist das Album offensichtlich kein 'Zufallstreffer' talentierter Nachwuchskünstler, sondern das beneidenswerte Arbeitsergebnis zweier Musiker mit der gemeinsamen Gabe, sowohl künstlerische Visionen zu besitzen als auch in der Lage zu sein, diese überzeugend umzusetzen. Man wird sich deshalb auf weitere große Kleinode dieses Duos freuen dürfen.

© Michael Frost, 05.09.2003

Tipps zu ähnlichen CDs und Bands:

Belle & Sebastian, The White Birch, Kings of Convenience, Schtimm, St. Thomas

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