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In seiner ganzen Pracht


Seit Aki Kaurismäki weiß man, dass der Tango längst nicht mehr allein in Argentinien beheimatet ist: Finnischer Tango genießt einen legendären Ruf und darf natürlich auf keinen Fall fehlen, wenn das Putumayo Label sich auf seiner neuen Compilation dem „tango around the world“ widmet.

So ist man folglich auch nicht wirklich überrascht, wenn das Album mit einem Beitrag des westafrikanischen Sängers Ousmane Touré eröffnet wird. Afrikanische Harmonien und Rhythmen, so lernen wir, sind vom südamerikanischen Tango gar nicht so weit entfernt. Im Verlauf des Albums wird der Tango des Altmeisters Juan Carlos Cáceres dann erzählen, dass im Tango auch die Musik der Sklaven ihren Niederschlag fand, gemeinsam mit dem von italienischen Auswanderern mitgebrachten Bandoneon und vielen anderen Einflüssen.

Heute ist der Tango weltweites Kulturgut. In Finnland, fabelhaft nachvollziehbar im Beitrag „Kangastus“ von M.N. Numminen & The Neo Rustic Tango Orchestra, pflegt man den kultuvierten Salon-Tango, tanzbar für nahezu jedermann, dadurch jedoch der leidenschaftlichen Extase beraubt, auf dem Balkan dagegen entfacht der Tangotakt ein wahres Feuerwerk an Temperament:

Ginge es nach der serbischen „Earth Wheel Sky Band“, könnte der Tango auch eine Erfindung europäischer Roma und Sinti sein. Selbst eine jiddische Tango-Tradition ist auszumachen: Für sie steht die brasilianische Sängerin Fortuna, und ihr dient der Tango als Projektionsfläche sentimentaler Melancholie.Keine Frage: Tango ist „in“, nicht nur in Argentinien oder Finnland, sondern weltweit. Selbst in der Clubmusik ist er seit einigen Jahren, genauer: seit dem französisch-argentinischen Gotan Project, wieder en vogue.

Ihre zeitgemäße Umsetzung des Tango mit Bandoneon, Sprechgesang, Elektronik und digitalen Beats, wird auf „Tango around the world“ durch den norwegischen Komponisten und Produzenten Sverre Indris Joner und sein Projekt „Electrocutango“ vertreten. Eine wunderbare Verbindung zwischen den ersten Grammophon-Aufnahmen des Tango und modernen Beats gelingt auch Alexis Kalofolias und Thanos Amorginos, während die Portugiesin Liano das dramatische Timbre des Lissaboner Fado einbringt.

Erstaunlich, mit welcher Hingabe und Selbstverständlichkeit von den unterschiedlichen Musikstilen der Welt aufgenommen und verarbeitet wurde. Dennoch: Tief im Herzen und in seiner berauschendsten Form bleibt der Tango ein Kind der Einwohner von Buenos Aires. Juan Carlos Cáceres und Ariel Plat zeigen ihn in seiner ganzen Pracht aus klingenden Farben direkt auf den Straßen der Stadt am Ufer des Rio de la Plata, bevor die Compilation, und damit die Reise, mit einem der berühmtesten Tangos der Geschichte „Mi Buenos Aires querido“ zu Ende geht, gesungen von der bereits 1977 verstorbenen Tango-Legende Hugo Diaz.

Hinweis: Ein Teil des Erlöses der Compilation „Tango around the world“ wird der Kinderhilfsorganisation „L.I.F.E. Argentina“ zur Verfügung gestellt.

© Michael Frost, 02.12.2007

 

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