Es 
          gibt Alben, da wachsen Stimme und die einzelnen Instrumente zusammen. 
          Dafür benötigt man Arrangeure mit Gespür für die 
          richtige Atmosphäre. Es gibt aber auch Alben - und "The letting 
          go" ist dafür ein Beispiel -, da behalten Stimmen und die 
          einzelnen Instrumente ihr Eigenleben.  
          Fast 
            scheinen sie nebeneinander zu existieren, es ist, als träfen 
            sie eher zufällig, beiläufig aufeinander. Bonnie 'Prince' 
            Billy (hinter dem Pseudonym steckt kein Geringerer als Blues-Sänger 
            Will Oldham) hat sein Album so konzipiert. Er ging dafür nach 
            Island, lud ein dort beheimatetes Streichquartett in das sonst von 
            Sigur Rós genutzte "Greenhouse"-Studio ein und ließ 
            Ryder Menari und Nico Muhly Arrangements entwerfen, die im traditionellen 
            Sinne keine sind: Sie dienen nicht der Untermalung des Gesangs, sondern 
            erzählen jeweils ihre eigene Geschichte.
          Ebenso 
            verhält es sich bisweilen mit den Drums (Jim White) und Gast-Sängerin 
            Dawn McCarthy. Sie ist weit mehr als die Backgroundsängerin, 
            den den getragenen Blues- und Folkballaden Billys eine weibliche Note 
            gibt. Valgeir Sigurdsson, Björks kongenialer Ton-Ingenieur und 
            Produzent, mixte auch für Bonnie Prince Billy eine Soundlandschaft 
            der unverwechselbaren Art, vielschichtig, minimalistisch und intim 
            zugleich - das erstaunliche Ergebnis einer ungewöhnlichen Kooperation 
            zwischen Island und Südstaatenblues.
           
          © 
            Michael Frost, 18.09.2006